Tears For Fears – Seeds Of Love
Gut Ding will Weile haben, könnte man sagen. Doch nach vierjähriger Wartezeit dem neuen Album von Tears For Fears mit solch platten Sprüchen beizukommen, ist in anbetracht des hörbaren Ergebnisses mehr als eine Beleidigung. Diese Samen der Liebe haben eine Sonderbehandlung verdient, denn der dritte Longplayer von Curt Smith und Roland Orzobal, dem Pop-Duo der Jahre 1984/85, ist keine herkömmliche Platte, genauso wenig wie die acht Tracks der LP nur „Songs“ sind. SEEDS OF LOVE ist ein Opus und jeder einzelne Teil davon so komplex und vielschichtig, daß so mancher Retortenmusiker daraus sein ganzes Lebenswerk schustern könnte.
Tears For Fears haben in vier Jahren kreativer Suche Synthesizer und Produzenten aus ihrem musikalischen Weg geräumt und sich sorgfältig und behutsam auf die Suche nach der wahren Größe gemacht. Geblieben ist ihnen dabei die mitreißende Kraft, die ihre Erfolge „Shout“ und „Everybody Wants To Rule The World“ von 1984 zu Jahrzehnt-Hits gemacht hat. Hinzugewonnen haben sie bis 1989 eine Portion Ehrlichkeit und ein furioses Feuerwerk an Ideen. Plus der sagenhaften Stimme von Oleta Adams, die im Duett mit Curt Smith Stücke wie „Bad Man’s Song“ zum akustischen Hochvergnügen macht – hier reichen sich acht Minuten lang Jazz-Töne, Rock-Gitarren, Soul-Gesang und chortriefender Refrain wechselweise die Hände.
Das klingt unglaublich, aber diese Mischung ist eben gewaltig – genauso wie der als Single veröffentlichte Sgt. Pepper-Cocktail „Sewing The Seeds Of Love“ oder die etwas schneller geratene Pop-Nummer „Year Of The Knife“. Auch das knurrig unterleibsbetonte Baß-Spiel von Pino Palladino und die Atmosphäre von Peter Gabriels Real World Studio, in dem ein Großteil der LP entstand, tragen dazu bei, daß die Überdosis Emotion keine hohle Gefühlskomödie ergibt. Bei solchen Liebessamen muß man die ganze Welt umarmen – und was Besseres kann einem ja kaum passieren.
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