Tele

Draußen herrscht ein herrliches Scheißwetter. Der Sturm knickt Bäume um, der Regen riecht nach Apokalypse, und dass der Bandbus von den Böen auf der Autobahnbrücke vor Hamburg nicht umgeworfen wird, Liegt wohl daran, dass Tele so viele Instrumente geladen haben. So kommen sie an, müde und geschüttelt, zum letzten Konzert der Tour.

Das wichtigste bei einem Tele-Konzert ist der Sound. Der muss stimmen, damit der Breitwand-Edelpopder Freiburger mit Wohnsitz Berlin Luft zum Leben hat. Daran wird gearbeitet, als Sänger Francesco Wilking zwei Dinge klar stellt. Erstens: Tele sind nicht kitschig. In ihren Liedern geht es um Gefühle, doch verklebt ist da nichts. Zweitens: Mit dem ganzen Heimat-Pop will man nichts zu tun haben. Und dass Tele auf dem gruseligen Kotz-Sampler MUSIK von hier auftauchen, geschah gegen ihren Willen. Und dann ist es so weit: Der Club ist knallvoll, die Band entspannt, das Spiel beginnt.

Sofort ist da etwas beinahe Greifbares. Eine Dichte in der Musik und im Vortrag. Ohne Posen aber mit großer Sicherheit spielen Tele ihre großen Lieder, wahrend Francesco singt, als dränge irgendwas aus ihm heraus. Die Stücke der Fünf sind schönster Pop mit feinen Hebungen und Wendungen. Die Weichheit von Prefab Sprout, der Glamour von Style Council und der sanfte Druck von Phoenix, zusammengeführt in klugen Kompositionen und kombiniert mit diesen Texten – diesen Texten! Es gibt ja kaum jeFrancesco Wilking: Da drängt schon wieder irgendwas aus ihm heraus manden, derauf Deutsch über Liebesdinge singen kann, ohne dass es einen schüttelt vor Grausen. Francesco kann das, und man glaubt ihm jedes Wort. Die Zeile „Ich habe an dich gedacht und an alles, was du nicht bist: Es zeichnet deinen Umriss nach“, aus dem schönsten Stück „Die Luft“ ist nur ein Beispiel. Den Rest entdecke jeder selbst.

Wenn man Tele etwas vorwerten konnte, dann, dass sie so unbedingt romantisch sind. Es schwelgen die Synthies, die Gitarre will sanften Funk, und wir hören Geschichten über „Wunder in Briefen“ und Mädchen, die Angst vor der Liebe haben. Zyniker gehen hier zugrunde. Liebende aber sind im Glück. Ergriffen geben wir uns hin und lachen erlöst, wenn der Sänger mit wenigen Worten zwischen den Stücken der Stimmung die Andacht nimmt. Mit Tele geht man gerne ins Schöne. Weil es echt ist.

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