The Allman Brothers Band :: Live At Fillmore East /Deluxe Edition

Sie waren eine Rockband, wie es sie nie zuvor gegeben hatte: Die Drummer Butch Trucks und Johnny „Jaimoe“ J Johansen lieferten dem Sound des Sextetts aus den Südstaaten einen federnden Untergrund. Bassist Berry OakLey entwarf im Hintergrund weit ausgreifende melodische Linien, Organist Gregg Allman bellte mit vor der Zeit vom Leben gegerbten Stimmbändern den Blues heiser heraus, und davor agierte ein Gitarristen-Gespann, das sich zu atemberaubenden Höhenflügen aufschaukelte: Dickey Betts und Duane Allman inszenierten ein mal schwebendes, mal Swingendes, dann wieder machtvoll rockendes Wechselspiel von süffigen Unisono-Passagen und Soli von rotglühender Intensität. Zwei Jahre nach der Bandgründung spielten sich die sechs Twens an zwei Nächten im New Yorker Fillmore East in einen Rausch – so als hätten sie geahnt, dass sie nicht mehr lange in dieser Besetzung zusammen sein würden (ein halbes Jahr später starb Duane Allman bei einem Motorradunfall]: immer kraftvoll, nie brachial, mit einem weit offenen Visier, das neben tiefem Bluesverständnis auch Jazzfinessen und Country-Roots ins Bild nahm. Die unglaubliche Dichte und Homogenität im Zusammenspiel, die sie im März 1971 live erreichten, ließ New Yorker Kritiker von einem „Meistermusiker mit dreißig Fingern und sechs Instrumenten“ halluzinieren.

Jetzt erscheint live at fillmore east als“.Deluxe Edition“ mit nahezu verdoppelter Spielzeit und, was den Autor dieser Zeilen normalerweise ärgert, veränderter Running Order. In diesem Fall erscheint sie allerdings halbwegs legitimiert, weil sie sich weitgehend an der Chronologie lund damit auch dem Spannungsbogenl der Konzerte orientiert. Nun gibt es statt drei vergleichsweise eher konventionell, aber packend gespielten Bluesklassikern derer fünf, zum von Gregg Allmans Orgelturbo getriebenen „Hot Lanta „, zum süßen Feuer von „In Memory Of Elizabeth Reed“ und der majestätischen 23-Minuten-Fassung von „Whipping Post“ kommen nun solide Performances von „One Way Out“ und „Midnight Rider“. Am Ende des Originalalbums konnte der Hörer schon die ersten Takte des eigentlichen Konzerthöhepunkts, der34-minütigen „Mountain Jam“, hören – der seinerzeit auf das Nachfolgealbum eat a peach gepackt wurde. Hier ist er nun enthalten. Im Juni kehrten die Allmänner zum letzten Konzert vor der Schließung des Fillmore nach New York zurück und spielten in den frühen Morgenstunden als Zugabe „Drunkenhearted Boy“ mit ihrem Opening Act Elvin Bishop als Gast. Das Stück beschließt jetzt dieses pralle Paket, dessen Musik heute keinen Tick weniger aufregend als 1971 klingt.