The American Song-Poem Anthology – Do You Know The Difference Between Big Wood And Brush?

So ist er, der Kapitalismus. Für Geld machen Menschen fast alles. Die einen beispielsweise, windige Studiobesitzer und Produzenten, suchen per Groschenblatt-Anzeigen „die Stars von morgen“. Die anderen, naive Zeitgenossen, zahlen ein paar hundert Dollar und lassen ihre selbst verfassten Songs im Hinterhofstudio einspielen, um dann nie wieder was von den „Hit-Produzenten“ aus dem fernen Hollywood zu hören. So geschehen in den USA, vornehmlich in den sechziger und siebziger Jahren. Veröffentlicht wurde alles, aber auch wirklich alles. Sofern der Scheck rechtzeitig einging, um die zynischen Studiomusiker, die lieber anonym blieben, mit einem Trinkgeld abzuspeisen. Ein Witzbold namens Ramsey Kearney wollte die Grenzen austesten und schickte einen Song namens „Blind Man’s Penis“ ein. Er wurde aufgenommen. Ebenso wie „Richard Nixon“, das himmlische Loblied auf den damaligen US-Präsidenten, Country-Dadaismus wie „I Lost My Girl To An Argentinian Cowboy“ oder „I’m Just The Other Woman“ gesungen von Rodd Keith, einem Mann. Bizarr ist gar kein Ausdruck dafür, was amerikanische Laien-Texter so alles thematisierten. Volkes Stimme, wenn man so will, von der Anti-Pornografie-Hymne „All You Need Is A Fertile Mind“ bis zur funky Krankenhaus-Episode „City’s Hospital Patients“. Das ist Trash in Reinkultur, die musikalische Entsprechung von Ed Woods Filmen, wenn man so will. 28 völlig unterschiedliche Artefakte versammelt die American Song-Poem Anthology, die sich einer schlüssigen Bewertung größtenteils entziehen. Doch allein das Konzept ist hoch originell. Deshalb: 4. VÖ: 22.9.

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