The Beach Boys :: An American Band

Hommage ohne Tiefe: TV-Dokumentation von 198s, die die dunklen Seiten der Surf-Cötter komplett außen vor lässt. Dabei sind die am spannendsten.

Mitte der Achtziger erlebten die kalifornischen Pop-Veteranen ein jähes Comeback. Zwei Jahre nach dem Tod von Schlagzeuger Dennis Wilson gaben sie wieder umjubelte Konzerte, traten beim Live Aid-Festival auf, wurden von David Lee Roth und den Fat Boys gecovert und landeten mit der Schnulze.,Kokomo“ ihren ersten Nummer-1-Hit in 22 Jahren. Grund genug für TV-Produzent Mdlcolm Leo, eine knapp 100-minütige Dokumentation über die vielleicht uramerikanischste Band dieses Planeten zu drehen -so, wie er es zuvor schon mit Elvis und dem Brady Bunch getan hatte. Sprich: auf völlig unkritische, oberflächliche Weise und mit tonnenweise Archivmaterial. Diverse TV-und Film-Auftritte, Studiound Privataufnahmen sowie Interview-Schnipsel werden so aneinandergepappt.dass sich darausdie Entwicklungvon derSurf-Boyband zu psychedelischen Weirdos, Rock-Revoluzzern (während der Studentenun ruhen) und Vegas-Muckern mit reinem Nostalgie-Programm ergibt. Was durchaus amüsante Momente hat. Etwa, wenn ein aufgedunsener Brian Wilson über seinen einjährigen Aufenthalt im Bett sinniert, von derSurf-Polizei (John Belushi und Dan Akroyd) verhaftet wird, mit Feuerwehrhelm an den FiRE-Sessions bastelt oder auf LSD das lange unveröffentlichte SMILE-Album aufnimmt. Doch was fehlt, ist das narrative Element. Die Stimme aus dem Off, die das Gesehene in den zeitlichen Kontext einordnet und kommentiert. Die Bartlängen, die Haarfülle und die Garderobe variieren ständig-und man weiß nie, in welchem Jahr und in welcher Phase man sich gerade befindet. Zumal es einen offensichtlichen Zeitraffer zwischen den frühen Siebzigern und den Achtzigern gibt. Gerade noch feiert Brian sein Live-Comeback mit der Band, im nächsten Moment stirbt Dennis, und schon ist man beim umjubelten ‚Sser-Auftritt zum amerikanischen Nationalfeiertag. Das alles ohne Drogenexzesse, ohne Konkurrenzkampf mitden Beatles, ohne Brians mentale Probleme und ohne Mike Loves Ansichten zu Weltfrieden und freier Liebe, an american band ist aalglatte, blitzblanke Fernsehunterhaltungfürdieganze Familie. Nur: Die wahre Geschichte der Beach Boys erzähltes eben nicht.