The Beatles :: Songbook

Nach dem tragischen Tod von John Lennon hat die Vermarktung der mittlerweile ja schon über 10 Jahre nicht mehr existierenden Beatles wieder neuen Auftrieb bekommen. X verschiedene Bücher und andere Produkte werden auf den Markt geworfen, wovon einiges sicher besser in den Schubladen der jeweiligen Autoren geblieben wäre.

Dieses Buch ist auch nicht durchweg zu empfehlen. Der Teil, der aus der englischen Originalausgabe übernommen worden ist, ist gut bis Spitzenklasse. Beim neu hinzugekommenen deutschen Teil sieht es schon anders aus. Die Geschichte über die Entwicklung der Band (die natürlich als John-Lennon-Story firmiert) von Dr. Stephan Pflicht paßt für mein Empfinden in das sonst sehr lockere Buch überhaupt nicht. Dafür läßt der Autor viel zu sehr den Doktor raushängen und das klingt dann so:

Besonders in der Pop-Musik sind vitale Musikalität und unverbindliche rhythmische Begabung wichtiger als akademische Kenntnisse und Fertigkeiten. Das bringt seitdem viele junge Menschen, die außer ihrer Begeisterung für die moderne Unterhaltungs- und Tanzmusik und ihre Liebe zum Instrument keine Voraussetzungen haben, dazu, sich zu Gruppen zusammenzuschließen und zu ihrer eigenen Befriedigung, aber auch aus materiellen Gründen und aus Ehrgeiz zu musizieren. Ob man solche Binsenweisheiten nicht einfacher und weniger akademisch ausdrücken kann? Wem aber eine trockene Schreibe egal ist und wer nur auf Facts aus ist, dem ist mit der Geschichte ganz gut gedient.

Durchweg toll ist dagegen der Teil, bei dem zu jedem der fast 100 abgedruckten Texte eine Illustration gehört. Und da haben sich der Graphiker und Herausgeber des Buches Alan Aldridge und seine 43 Mitarbeiter echt was einfallen lassen. Das ist sehr vielfältig, mal farbenfroh, mal düster, doch in fast jedem Fall paßt die Illustration so dufte zu den Texten, daß man annehmen muß, alle Künstler des Buches sind Beatles-Fans. Das Tüpfelchen auf dem I sind die Sprüche und Anmerkungen, die die vier Beatles selbst zu den Songs oder zu allgemeinen Dingen, gemacht haben. Da erfährt man, in welcher Situation der oder der Song geschrieben worden ist oder was damit wirklich gemeint ist.

Die deutschen Übersetzungen der Texte stoßen mir an einigen Stellen auf. Übersetzer Peter Zentner hat versucht, den Reim auch im Deutschen zu halten und deshalb recht frei übersetzt. In einigen Fällen hat das gut hin, doch zwischendurch klingt’s dann recht spanisch. Da wird z. B. aus „When I’m Sixty Four“ – „Ich mit sechzig-vier“! Zusätzlich gibt es auch noch 8 Songs (u.a. „Help“, „Yesterday“) mit Noten für Klavier und Gitarre.

Alles in allem ist das Buch allein der starken Illustrationen wegen seine 19,80 DM wert. Wer aber die englische Originalausgabe schon hat, kann sich die erweiterte deutsche sparen.