The Boys From Doraville – Atlanta Rhythm Section

Diese Gruppe hat in den USA Jahre gebraucht, um über Georgia hinaus bekannt zu werden. Erst 1977, sieben Jahre nach der Gründung, hatte die Band ihren ersten großen Hit – „So In To You“, eine Ballade vom besten Album A ROCK AND ROLL ALTERNATIVE. Bei uns blieb der Name des Sextetts nur in wenigen Köpfen hängen. Und der Bekanntheitsgrad der Musik geht gegen Null. Ich bin fast sicher, daß sich auch mit dieser Kritik daran nichts ändern wird, zumal THE BOYS… nicht so brillant ausfiel wie die ALTERNATIVE. Die Platte ist ein weiteres Stück ordentlicher southern mainstream, eine lockere, last selbstverständlich gespielte Mischung aus weißem Rhythm & Blues, Boogie und Country. Obwohl im Studio aufgenommen, klingt der ARS-Sound live oder nach Session.- wie Musik. Das liegt an der Dynamik von Schlagzeuger Roy Yeager (der schleppt auf Platte genauso wie auf der Bühne) und an dem pumpenden Baß von Paul Goddart. Darüber liegen wie bei einem Konzert laid back ausgespielte Melodieideen, deren Transparenz mitunter auch die Schlichtheit des Harmoniematerials bloßlegt.

Insgesamt ist die Trivialität der Songs eher angenehm. Denn mir gehen die allzu kapriziösen und manchmal überarrangierten Stücke der Allman Brothers und von Lynyrd Skynyrd dann und wann auf den Wecker. Die chords der beiden Gitarristen Barry Bailey und J.R. Cobb und des Keyboarders Dean Daughtry klingen erdig und warm. Und Sänger Ronnie Hammond färbt alles in südliche Sonnigkeit. Dabei sind die einfach gestrickten Texte durchaus auch mal traurig wie in der Geschichte von „Cocaine Charlie“, der von einem eifersüchtigen Liebhaber erschossen wurde. Doch die Atlanta Rhythm Section klingt nie wehleidig. Auch nicht beim Blick zurück auf gute, alte Zeiten. Die Band memoriert die Vergangenheit in „Strictly R&R“ eher beiläufig und denkt auf der B-Seite schon an „Next Year’s Rock&Roll“. Mein Lieblingsstück: „I Ain’t Much“.