The Breeders

Mountain Battles

Seit ihrer Reunion hat Pixies-Sänger Black Francis ebenso oft die Ankunft einer neuen Platte der Indie-Avantgardisten angekündigt wie dementiert. Man möchte nur „aus den richtigen Gründen“ an ihre fünf Meisterwerke anknüpfen, heißt es. Man möchte das eigene Denkmal nicht zertrümmern, heißt es zwar nicht, aber das denkt man sich, wenn man zu viel Zeit hat. Während das sechste Album der Bostoner also zum „Chinese Democracy“ der Alternative-Gemeinde wird, hat das formidable Pixies-Spin-Off um Bassistin Kim Deal längst alle Erwartungshaltungen annihiliert. Lobte Kurt Cobain das ’90er Debüt der Breeders POD noch dort hoch, wohin er selbst bald nachfolgen sollte und setzte das Folgewerk LAST SPLASH dank dem MTV-Hit „Cannonball“ eine satte Million Exemplare ab, entschwamm man sich allen kommerziellen und künstlerischen Zwängen mit einer neun Jahre dauernden Auszeit und dem darauf folgenden, rudimentär- demohaften TITLE TK.Auch sechs Jahre später legen Kim Deal und Zwillingsschwester Kelley keinen Wert mehr darauf, ihr musikalisches Ungestüm in clubkonforme Hits zu kanalisieren. Und wie leicht es wäre! „No Way“ springt auf einem Riff umher, für das Josh Homme, wenn schon nicht töten, dann zumindest einen mehrastigen Watschen- baum fällen würde. Doch die spröde Umsetzung verscheucht den Goldesel. Gleiches Szenario bei „Walk It Off“, das, mit dröhnenderen Gitarren aufgezogen, eines der besten Weezer- Stücke seit dem PINKERTON-Fundus sein könnte. Der angegrungte Sommersong „It‘s The Love“ schließlich konserviert einen alterslos unschuldigen Blick auf die Welt. Wie Ritchie Valens halbjahrhundertalte Pubertätsbejubelung „Come On, Let‘s Go“. Und dann noch dieses DIY-Pentatonik-Gitarrensolo, das einen nichts als grinsen lässt. Der Sieg über den Style. Heutigen, an glasklare Fette orientierten Hörgewohnheiten mögen diese Songskizzen und die bewusste Nicht-Produktion Steve Albinis gar nichts tun. Genau so wie die Breeders. Die wollen einem auch nichts tun. Die wollen nur spielen. Und das sollen sie auch. „Here’s what I feel / Just want a girl as cool as Kim Deal“, sangen die Dandy Warhols bereits 1997. Die wussten schon warum.

Stephan Rehm – 04.04.2008

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