The Brothers Grimm :: Das deutsche Windmühlen-Massaker. Start 6.10.

Wenn Film Kampf ist, dann ist Terry Gilliam sein versiertester Feldherr. So verheerend waren die Schlachten um Brazil (vom Studio abgelehnt; Gilliam stiehlt Kopie aus dem Archiv und fuhrt sie Filmkritikern vor, die sich für ihn verwenden), die Abenteuer des Barin Von Münchhausen (legendäre Dreh- und Budgetüberziehungen) und The Man Who Killed Don Quixote (Abbruch nach Unwettern und Bandscheibenverletzung des Hauptdarstellers), daß ihrer in Büchern und Dokumentarfilmen gedacht wurde. Ein Blick auf den zwischen visionärem Genie und wahnsinnigem Quatsch oszillierenden Brothers Grimm läßt erahnen, daß ein vierter Gilliam-gegen-die-Windmühlen-Band bereits in Arbeit sein müßte: Man sieht dem bereits 2003 gedrehten Film an, daß hier bis hinein in die Postproduktion um das Ergebnis gerungen wurde – so lange, daß Gilliam in der Zwischenzeit einen anderen Stoff, ti deland, verfilmen konnte. Das Problem mag einerseits sein, daß der 64jährige Querkopf Produzenten nicht den Gefallen tut, altersmilde zu werden, andererseits traf er hier auf seine Meister: die Weinstein-Brüder von Miramax/Dimension, die, nach Gilliams Aussage, „zwei Jahre lang Schlitten“ mit ihm fuhren. Man muß ehrlich sein, der Film über diese zwei nicht allzu authentischen Gebrüder Grimm, dargestellt von den hemmungslos chargierenden Matt Dämon und Heath Ledger als Pat und Patachon von der überdrehten Gestalt, die als Scharlatane durch deutsche Landen ziehen, um auf Hexen, Königinnen und andere Märchenstandards zu stoßen, ist denkbar unrund. Bis zum Schluß sucht diese Fantasmagorie nach ihrem Rhythmus, aber sie gebärdet sich auch wunderbar wild und verrückt. Das ist so überkandidelt, over the top und undiszipliniert, daß einem das Herz übergehen kann- wenn man sich nicht daran stört, dass Gilliam auch gegen ein sensationell dümmliches Drehbuch von Ehren Kruger anzukämpfen hatte. Die volle Punktzahl hätte der Film wohl allein deshalb verdient, weil Gilliam sich über all das hinwegsetzt und dem Publikum quasi mit der Rückhand ein Happy-End hinschlenzt, das an Subversivität nicht zu übertreffen ist.

www.miramax.com/thebrothersgrimm

Mit Matt Damon, Heath Ledger, Lena Headeu, Peter Stormare, Jonathan Pryce u.a.