The Clash :: The Clash
Punk war schnell, und The Clash waren [weil spät dranl fast noch schneller: Im Juni 1976 gegründet, spielten sie am 4. Juli ihren ersten Gig [mit den Sex Pistols im Black Swan in Sheffield], prügelten sich im August beim Notting Hill Carnival in London mit der Polizei (siehe Cover-Rückseite). Und unterschrieben dann am 27. Januar 1977 ausgerechnet bei CBS – der Verkörperung des verhaßten Großkapitals. Vielleicht gerade deshalb strömte aus den Songs (geschrieben in der Bude von Mick Jones‘ Oma im 18. Stock eines Wohnsilos in der Harrow Road] mehrTrotz, Wut, Polit-Parolismus und städtisches Elendlebensgefühl als aus praktisch allen Rockplatten aller Zeiten. Die Mischung der vier musikalischen Charaktere war nachgerade ideal: Joe Strummer gab den aufrechten Folk/R&B-Straßenkämpfer, Mick Jones verehrte Motl The Hoople, Paul Simonon liebte Reggae, und Terry Chimes (a.k.a. „Tory Crimes ) spielte, was man ihm sagte nur doppell so schnell. Die Platte entstand so, wie in den 60er Jahren Beat-Klassiker entstanden: an drei Wochenenden in Windeseile im Studio der Plattenfirma, wo die überforderten Haustechniker sich in befremdeten Gänsehäuten schüttelten. Den Kritikern fiel die Kinnlade aufs Knie: 50 roh. blechern, schräg, wild, direkt und kaputt hatte seit den frühen Stooges keine Stereoaufnahme mehr gelärmt. Den Konzernherren allerdings war das alles zuviel: Sie verzichteten darauf, den zischenden Kanonenschlag von einem Album in US-Läden zu stellen lund machten ihn damit zum erfolgreichsten Importalbum aller Zeiten – eine US-Version mit verändertem Mix und anderem Tracklisting erschien erst im Juli 1979]. Die Ohren von Hörern über 20 gewöhnten sich nur widerwillig an den Brachialkrach, entdeckten dann aber, was darunter lag: feinstes britisches Songwriting voll Liebe, Haß, Witz und Charakter. Heute klingt The Clash paradoxerweise moderner als je zuvor. Und so enthusiastisch, packend und infektiös wie am ersten Tag.
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