The Corrs

So ein Schwachsinn! Manche Gerüchte sind so doof, dass man sie kaum weitererzählen kann. Da hatte doch tatsächlich irgendeine taube Nuss in Umlauf gebracht, Andrea Corr, die Hübscheste aus dem Corrs-Clan, sei eine Romanze mit Robbie Williams eingegangen, um so die Karriere der musizierenden irischen Truppe noch weiter voranzutreiben. Klar, mit drei Platten gleichzeitig in den Charts (die Rede ist von den Corrs, nicht etwa von Herrn Williams) hat man so was ja auch nötig! Was viele allerdings sehr wohl nötig haben, sind die Konzerte der Familienbande. Immerhin wird den vier leidlich musikalischen Geschwistern so viel öffentliche Aufmerksamkeit zuteil, dass ihre Tournee durchweg in ausverkauften Hallen stattfindet. Dabei besitzen speziell die Stücke des letzten, dritten Albums und Millionensellers „In Blue“ kaum noch etwas von jenem Charme, der seine Vorgänger wenigstens teilweise ausgezeichnet hatte. Egal, die Konzertbesucher sind hingerissen vom rund zweistündigen Auftritt der Corrs-Geschwister, gerade wegen oder trotz der Eintrittspreise von um die 80 Mark. Die vier Erfolgsgaranten, verstärkt durch zwei Gäste an Bass und Leadgitarre, müssen an diesem Abend nicht viel mehr tun, als sich um einen guten Sound zu kümmern, um mehrstimmige Harmonien (die allerdings haben sie perfekt drauf) und um das Runterrattern der rund ein Dutzend Hits aus sechs Jahren Karriere. Optisch gibt es speziell bei Andrea und Sharon nichts zu mäkeln, der durchschnittliche männliche Konzertbesucher (von dem an diesem Abend nicht allzu viele zu sehen sind) ist allein davon schon beeindruckt. Ein solches Image herzustellen gelingt, wenngleich es leidlich einstudiert und steril wirkt. Trotzdem: 15-wie 50-Jährige im Auditorium kennen die Refrains und murmeln sie traumverloren mit. The Corrs erfüllen an diesem Abend also ihren Zweck: Sie fühlen sich nicht zuständig für große Kunst, aber liefern das, was die Leute erwarten. Und das ist gut gemachter, handwerklich perfekter, immer leicht melancholisch wirkender Pop, der an eine keltische Ausgabe der Bangles erinnert. Clever ist das, doch an Leidenschaft fehlt es. The Corrs sind jedenfalls am Zenit ihrer Karriere angelangt und so richtig verstehen kann es eigentlich keiner.