The Cure :: Bloodflowers

Schon morgen werden wir uns an The Cure als eine der bemerkenswertesten Kapellen der Rockgeschichte erinnern. Heute veröffentlicht mit The Cure hingegen nur ein weiteres Relikt der geschmähten 80er Jahre ein neues Album. Noch immer hat Robert Smith eine komische Frisur, noch immer übertreibt sein Visagist. Aus Robert Smiths rot beschmierten Schlund quengelt und nörgelt es notorisch über symphonisch, bald größenwahnsinnig aufgetürmte Schichten aus mollenen Melodien. Wo dieses Bandleader gewordene Zaudern und Jammern früher jedoch den Kopf in den Sand steckte oder sein Haar in endlosem Selbstmitleid zerzauste, legt Robert sein Haupt heute nur schräg in warmer Melancholie oder schüttelt es zu etwas, was Cure „Rock“ genannt wissen wollen. Stadionrock? Mitnichten. Cure spielen zwar schon lange in diesen verfluchten Massenstätten der Leibesertüchtigung, doch nur, um jedem der Tausenden eine garantiert individuelle Eventerfahrung zu bereiten. Ein eigener Kosmos – auch BLOODFLOWERS ist einer. Der Opener „Out Of This World“ entführt sogleich ebenda hin: Das Besenschlagzeug tupft, die kleine Weise der kristallklaren Leadgitarre harrt ihrem Echo, dann schwillt der Beckenwirbel feierlich an, ein kitschiges Piano perlt über vollgeweinte Kissen, unter ihnen begraben mauschelt der alte Robert bedeutungsschwanger. Ein Sog von einem Song. Das folgende „Watching Me Fall“ ist ein schwerer Brocken – über elf Minuten heult Robert zum Chor der sägenden Gitarren. Nein, Cure können einfach nicht rocken, nur barocken. Dieses unvermeidliche Schichten, dieses himmelhohe Stapeln bekommt den getragenen Stücken viel besser. Solche heißen „The Last Day Of Summer“, „The Loudest Sound“ oder „Where The Birds Always Sing“, und sie sind ,ein jeder für sich, „a tragedy for every one“, wie Robert in letzterem singt. Hie und da gibt es ein paar neue, moderne Sounds, Samples sogar. Dem spröden, aber rührenden „There Is No If“ – dem einzigen Song unter fünf Minuten, stehen diese besonders gut. Ansonsten spielt das eigentlich keine Rolle – so wie The Cure außerhalb ihres Kosmos‘ keine spielen und nichts davon wahrnehmen, was draußen vor sich geht. Eigenbrötlerische Epenmacher.