The Dandy Warhols – Thirteen Tales From Urban Bohemia
Die letzte coole Rockband für mindestens eine halbe Ewigkeit? Als die Dandy Warhols vor gut zwei Jahren mit COME DOWN über die Welt herfielen, musste man das bereits annehmen. Es war ein rundum überzeugendes Album. Ausgehend von Verweisen auf Velvet Underground und T. Rex kurvte die Band im Schnelldurchlauf durchs Rock-Museum, ohne sich dabei in Plagiaten zu verzetteln. Die Songs stimmten. Entweder suhlten sich der murmelnde Sänger Courtney Taylor und seine Mitstreiter in vernebelter Psychedelia oder es wurden unverschämt eingängige Melodien angestimmt, die dann auch noch pikanten Inhalts („Heroin is so passe“) waren. Endlich gab es wieder eine Band, die man nicht nur mögen, sondern auch richtig doll liebhaben konnte. Eine, von der man Freunden vorschwärmt, von der man sich T-Shirts kauft und Informationen von der Website zieht. Viele Zuhörer waren begeistert, vor allem in Britannien, wo sich die Band wegen ihres Pop-Appeals etablieren konnte. Der große internationale Durchbruch blieb den Dandy Warhols indes verwehrt. Und nun? In einer Zeit, in der sich die amerikanischen Durchstarter der letzten Jahre nacheinander totlaufen, gehen die Dandy Warhols mit Siebenmeilenschritten voran. THIRTEEN TALES ist eine deutlich andere Platte geworden. Wo die Band früher einen an Überproduktion grenzenden Soundschwall kreierte, kommt sie jetzt mit weniger Klangaufwand genau auf den Punkt. In „Horse Pills“ wird aufgedreht wie bei den Pixies zu deren lautesten Zeiten. Bei „Sleep“ gleitet man getragen von gefühlvollem Akustikgitarrenspiel in eine Traumwelt. Überhaupt klingt alles direkter und zupackender, was nicht zuletzt an der Mitarbeit von Dave Sardy (Barkmarket) liegen mag, einem Spezialisten für schnörkellose Abmischung. Rock im restriktiven Sinne ist es dennoch nicht geworden. Die Dandy Warhols klingen jetzt amerikanischer.Teilweise sogar ländlich amerikanisch, was angesichts des urbanen Albumtitels verwundern muss. Mit „Country Leaver“ und „The Gospel“ fühlt das Quartett aus Portland, Oregon, den Wurzeln der Populärmusik auf den Zahn und landet infolgedessen mehr bei Will Oldham als bei den Monkees. Country, Gospel, Blues – all das ist erlaubt. Durch diese zeitlosen Elemente wirkt das Album zunächst disziplinierter und reifer. An der ungemein lässigen Attitüde der Band ändert sich jedoch nichts. Der Teufel steckt im Detail. „Solid“, „Get Off“ oder „Cool Scene“ sind entwaffnend eingängig, aber auch diese Tracks gliedern sich in den hypnotischen Flow des Albums ein. Alle Songs gehen reibungslos ineinander über, gerade so als wäre hier ein DJ am Werk gewesen. THIRTEEN TALES FROM URBAN BOHEMIA ist somit ein moderner Rock-Klassiker und der endgültige Beweis für das beachtliche Potenzial der Dandy Warhols. Um es noch einmal klipp und klar zu sagen: Heroin war schon immer passe. Wir empfehlen die Dandy Warhols als Ersatzdroge.
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