The Doors :: Mr. Mojo Risin: The Story Of L.A. Woman

Wie werde ich filmisch einer Rocklegende gerecht? Oliver Stone hat es zumindest versucht.

Neuesten Enthüllungen eines ehemaligen Pariser Nachtclub-Besitzers zufolge soll Jim Morrison ja nun doch am 3. Juli 1971 im zarten Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Heroin verstorben sein – schnöderweise auch noch eingeschlossen in eine Toilettenkabine. Der typische Junkietod halt. Aber das passt so gar nicht zur „offiziellen“ Legende der amerikanischen Lichtgestalt, die 36 Jahre nach Abtreten sogar noch heller strahlt als zu Lebzeiten. Mit ein Grund für die lange Konservierung der Doors generell und Morrison im Besonderen dürfte Oliver Stones Filmbiografie aus dem Jahre 1991 sein, die das Interesse jüngerer Generationen an der Rockikone neu entfachte. Vietnam-Veteran Stone, der in patriotischer Pflicht cineastisch am liebsten die jüngere Historie seiner Heimat aufarbeitet, liebte die Doors schon als Rekrut in Hanoi. Mit Val Kilmer in der Titelrolle lieferte er eine zwar wenig spekulative, dafür umso kitschigere Biografie ab. Recht authentisch lässt er die Ära auferstehen, hangelt sich chronologisch von den Ursprüngen in Jims Kindheit bis zur oft kolportierten Sterbeszene in der Badewanne in der Pariser Rue Beautreillis 17 recht nah an den historische Fakten entlang, versagt aber ausgerechnet bei der Auswahl der Darsteller. Kilmer erledigt seinen Job mit Bravour, singt sogar selbst in diversen Musikszenen, aber es gibt noch heute Verantwortliche in Hollywood, die schwören, dass der optisch wesentlich passendere Schauspieler Jason Patric eigentlich die erste Wahl gewesen wäre. Meg Ryan in der Rolle von Jims Dauerhassliebe Pamela Courson fehlt schlicht ein wenig Farbe, aber ein sprichwörtlicher Höhepunkt wie „Harry & Sally“ kommt für eine eher mediokre Aktrice halt ohnehin nicht alle Tage. Richtig schlimm wird es aber in den Details: Andy Warhol etwa ist nichts weiter als ein überkandidelt tuntelnder Popanz, was dem Pop-Art-Künstler und Gründer der New Yorker Factory nun gar nicht gerecht wird. Seine zeitweilige Muse Nico agiert als hysterischer Vamp mit ausgefahrenen Krallen auf Männerfang – ein komplett falsch gezeichnetes Bild der in jener Zeit ausschließlich in Herrenanzügen sich androgyn-mondän präsentierenden Ex-Velvet-Underground-Chanteuse. Gelungene Cameoauftritte finden sich dafür umso zahlreicher: Stone selbst als Morrisons Filmprofessor, die reale Patricia Kennealy, die die Filmfiguren Morrison und Kennealy in einer schwarzmagischen Hexenzeremonie verheiratet, Elektra-Produzent Paul A. Rothchild als Sidekick seines Film-Alter-Egos sowie Punkikone Billy Idol in der Rolle des Cat. Auch die Doors-Mitglieder Robby Krieger und John Densmore überzeugen als Statisten. Nur Ray Manzarek fehlt, weil er sich mit Stone über das Projekt in die Haare geriet. Mit jeder Menge Extras glänzt die luxuriöse 2-DVD-Box: Als Sahnhäubchen fungieren die Dokumentationen „Die Straße zum Exzess“ und „The Doors In L.A.“. Audiokommentare gibt’s von Oliver Stone, der auch zusätzliche Szenen kommentiert. Des Weiteren finden sich der Videoclip „Break On Through“, reichhaltiges Behind-The-Scenes-Material, ein kompetent gemachtes Making Of, informative Interviews, diverse Teaser, noch mehr Songs, eine ausladende Fotogalerie und eine Biografie über Oliver Stone.

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