The Fleshtones – Roman Gods

Daß die Fleshtones in unserer Kritikerliste nicht Nummer 1 wurden, liegt einzig und allein daran, daß bei uns wirklich jeder werten darf, wie er will. (Was schleunigst geändert werden sollte!) Spaß beiseite. Es sind durchaus nicht nur Hippies und Nostalgiker, die hier oft schon bei den ersten Takten der New Yorker Band hellhörig und bis zur letzten Rille nicht enttäuscht wurden. Die Fleshtones wollen sich nicht als psychedelische Punk-Garagen-Revival-Band verstanden wissen, sondern lassen sich in der Definition ihrer Musik höchstens darauf ein, daß sie die besten Stimmungsmomente aus jener Ära wieder aufarbeiten. Gehen wir also jeder Haarspalterei aus dem Wege und loben lieber den Produzenten Richard Mazda für den bestens nachempfundenen rohen, ein wenig vermatschten Sound. Breitwandgitarren, die unter die Haut gehen, call-response-Gesanq in Songs, die sich treffsicher in der akustischen Reizzone bewegen. Kein Keyboard-Sounc/, sondern die alte, melodisch mitwimmernde Orgel-Dumpfes und effektvoll-unkompliziertes Drumming, Drive-in-Mundharmonika, alles mit dynamischem Live-Charakter. Daß ROMAN GODS ursprünglich eine unbeschwerte Tanzplatte werden sollte, verrät am ehesten vielleicht noch „Let’s See The Sun“ und das ist bei weitem nicht der stärkste Titel. Die von Sänger Peter Zeremba (vergl. S. 20) nicht unbedingt beabsichtigte Kellerstimmung würde ich sogar eher als magisches Plus werten, welches dem Sound eine undefinierbare Tiefe verleiht. Außerdem ist es durchaus Tanzmusik, die hier gespielt wird, nur daß ihre Impulse eventuell etwas unergründlicher sind. „Shadow Line“, der Song, dem die Fleshtones wohl ihre Karriere verdanken, zieht alle Register des Instant-Flashback, inklusive Rickenbakker-Sound.Dicht gefolgt, was Stimmung und Atmosphäre betrifft, jedoch von „The Dreg“ und „Hope Come Back“. Schräges Beatclub-Flair ergibt sich aus den fast souligen Bläsersätzen („Chinese Kitchen“), Rock’n’Roll-Feeling aus „R-I-G-H-T-S“ Wenn die Fleshtones auch keine Retro-Band sind, so verstehen sie es doch, mit schlafwandlerischer Sicherheit überall dahin (zurück) zugreifen, wo ein Teil der Rockmusik seine besten Momente hatte. 6 Gabriele Meierding