The Fullbliss – This Temple Is Haunted

Eine sphärische Geräuschkulisse, ein monstermäßig verzerrtes Riff, ein kantiger Bass und verhaltene Drums. Der Auftakt zum Debütalbum des deutsch-amerikanischen Trios könnte kaum stimmungsvoller und entrückter sein. Bleiern, schwer und zugleich psychedelisch spielen sich The Fullbliss (David Judson Clemmons, James Schmidt-Talbot und Björn Werral durch einen Parcours aus zehn Songs, die in keine Schublade und kein Schema passen, sondern einfach nur denkwürdig anders sind. Das sind musikalische Relikte aus einer anderen Dimension und Zeit, einer entrückten mentalen Stratosphäre. Der Opener „This Temple Is Haunted“ erinnert dabei etwa an „Space Truckin“‚ von Deep Purple und an bewusstseinerweiternden Stoner Rock a la Black Sabbath. „I See The End“ ist bekiffte Pink Floyd-Psychedelia, gefolgt von einer tieftraurigen, nihilistischen Velvet Underground-Ballade namens „This Morning“. Ein breites Spektrum, das sich da innerhalb weniger Minuten eröffnet – und für die Vielfalt und den Ideenreichtum der Macher spricht. Vor allem Sänger und Gitarrist David, einst Frontmann der kalifornischen Jud und der Liebe wegen nach Berlin emigriert, erweist sich als kauziger Nostalgiker. der in seiner Ablehnung des blutarmen Zeitgeists ganz bewusst nach hinten schaut. Das wirkt bei The Fullbliss aber nie wie ein billiger Rip-Off – schon eher wie ein respektvolles Zitieren. Eben hier und da mal ein verträumter Chorus, ein Riff, ein Lick oder eine Harmonie – sorgsam ausgewählt aus dem reichhaltigen Fundus der Rockgeschichte, aus dem ursprünglichen Kontext gelöst und in neue, spannende Songs eingebunden. Das metaphysische „Tricked“ könnte auch von Jim Morrison stammen, das hippieske „Dry River“ erinnert an Fairport Convention und das hypnotische „Laugh And Dance“ an die Screaming Trees oder Alice In Chains. Nicht die schlechtesten Referenzen – und doch nur vage Eckpunkte bei der Beschreibung des an sich Unbeschreibbaren.

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