The Jayhawks – Sound Of Lies

Famoses Debüt (HOLLYWOOD TOWN HALL), guter Nachfolger (T0M0RR0W THE GREEN GRASS) – und das war’s dann auch schon. Die Jayhawks, deren beherzter Country- und Folkrock den Geist der Flying Burrito Brothers und von The Band atmete, nahmen eine längere Auszeit, beteiligten sich an Spaß-an-der-Freud-Projekten mit Kultcharakter (Golden Smog) und veredelten zuletzt zwei Songs auf Roger McGuinns LIVE FROM MARS-Album. Da fehlte allerdings schon Mark Olson, der einst gemeinsam mit Gary Louris den brillanten Songwriter-Nukleus gebildet, den Falkenhorst während der dreijährigen Denkpause jedoch verlassen hatte. Und höre da: Es ist etwas im Bush bei den Jayhawks. Richtig gelesen. Ähnlich wie die Briten, die für ihr Leben gern aus Seattle kämen, verbinden die Herrschaften aus Minneapolis auf SOUND OF LIES ihr Händchen für Ohrwurmzüchtungen von geradezu beatleskem Zuschnitt mit einem neu entdeckten Gespür für rechtschaffenen Lärm, ohne daß man deshalb gleich das schlimme G-Wort bemühen müßte. Zumal ihr Faible für countryinfizierte Highway-Hymnen („Sixteen Down“, „Haywire“), folkige Fernweh-Balladen („Bottomless Cup“, „Sound Of Lies“) und relaxed dahinrollendes Liedgut („It’s Up To You“, „I Hear You Cry“) auch nach Olsons Abgang unüberhörbar ist. Selbst wo’s schroffer zugeht, auf „The Man Who Loved Life“ zum Beispiel, auf „Think About It“ oder „Big Star“ verzichtet das Quartett auf schnödes Rabaukentum und zeigt statt dessen, daß es etwas von Dynamik versteht. Wonniger Harmoniegesang sowie sorgsam placiertes Gefiedel und Geflöte bringen weitere Pluspunkte. Bleibt die nicht unberechtigte Frage: Braucht das heute noch jemand? Antwort: Jayhawks hören ist wie Cabrio fahren. Natürlich könnte man darauf verzichten, aber irgendwie ist’s klasse.