The Joe Jackson Band – Beat Crazy
Uff!! BEAT CRAZY hats mir nicht gerade einfach gemacht. Haben mich die beiden Vorgänger LOOK SHARP! und I’M THE MAN noch unwiderstehlich im Sturm, d.h. beim ersten Anhören, genommen, so hatte ich bei B.C. doch meine lieben Schwierigkeiten und der Unterkiefer fiel mir vor Staunen runter, als ich die Platte das erste Mal hörte. Will sagen: Meist geht es verhaltener und hintergründiger als auf den letzten beiden Scheiben zu. Im ersten Anlauf blieben bei mir nur einige Stücke wie z.B. „Pretty Boys“ – eine bärenstarke Tanznummer in allerbester Specials/Madness/-Beat-Manier mit Ähnlichkeiten zu Graham Parkers „Don’t Ask Me Questions“ – hängen, doch als ich mir eines ruhigen Abends den Kopfhörer auf den ziemlich angeknallten Schädel setzte und die Texte genau studierte, da fielen alle Schranken zwischen Joe und mir. Plötzlich entdeckte ich Joes rasierklingenscharfes Tastenspiel, die wahnsinnig starken, pumpenden Baßläufe von Graham Maby-Assoziationen an die letzte Specials-LP („Beat Crazy“ -Dub!!) und an Police (»In Every Dream House (a Nightmare)“, „The Evil Eye“) kamen auf, und „Mad About You“ erinnerte mich gar an die B 52’s.
Einen auch nur halbwegs schwachen Song gibt es nicht und doch ist es möglich, daß manche Leute von der Platte enttäuscht sein werden. Ein gewisses Reggaeverständnis ist auf jeden Fall von Nöten, um an allen Songs Gefallen zu finden. Hauptbeispiel dafür ist „Battleground“, ein an die Toaster-Tradition angelehnter Reggae, der nicht ohne Grund Linton Kwesi Johnson gewidmet wurde. „Battleground“ ist auch ein gutes Beispiel für die guten (abgedruckten!) Texte Joe Jacksons. Während es in „Battleground“ um die Solidarität zwischen Schwarzen und Weißen geht (,Now you don’t haveto be bhck to be a nigger… divided we will fal“), rächt sich der ja nicht gerade schöne Joe in „Pretty Boys“ an seinen „Kollegen“, die nur ihres Aussehens wegen im Business sind („Maybe I should get a facelift, start again/ Maybe I should trade my pointed shoes in/’Cause talent don ‚t count/For Pretty Boys „).
Wie schon gesagt, BEAT CRAZY hat mich gepackt, und es wird wohl, obwohl ich die Platte schon x-mal gehört habe, noch einige Zeit dauern, bis ich sie völlig erschlossen habe. Aber daß mich die Platte, wie auch ihre beiden Vorgänger, noch lange begleiten wird, darüber bin ich mir jetzt schon völlig klar.
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