The Knife – Silent Shout

Es gibt auf SILENTSHOUT ein paar finster daherstampfende und mit kalt aus dem Sequencer gefeuerten Maximal-fünf-Töne-Motiven spärlich bekleidete Technopop-Nummern, die einen auf krumme Gedanken bringen können. Wie: Das da könnte Menschen, die ihren Wave gerne dark haben und in deren Plattenschränken auf Anne Clark Dead Can Dance und dann wohl bald Deine Lakaien folgen, vielleicht auch gefallen … Das ist ja nicht schlimm, aber irgendwie, so ein bißchen: ungewohnt. Sollte es hinsichtlich dessen tatsächlich Berührungsängste geben, können jene, die diese Besprechung hoffentlich auf The Knife aufmerksam macht (wenn es nicht schon der Artikel im ME 4/2006 gemacht hat), bestimmte folgende Fakten beruhigen: Das schwedische Geschwisterpaar Karin und Olof Dreijer ist in den „Zillos“ dieser Welt bisher ein wohl weitgehend unbeschriebenes Blatt; ihre Musik war bis dato zwar ein klarer Fall von 80er-Jahre-Bezugnahme, aber auch eindeutig im Pop im weniger dunklen Segment positioniert; Olof legt Grime und Techno auf; Karin half Jenny Wilson bei der Album-Produktion und sang bei Röyksopp (The Understanding); zusammen betreiben sie das Label Rabid Records. Mit Silent Shout wollten sie es jetzt aber wissen: dunkel, atmosphärisch fließend wie Eno, aber zuweilen auch eindeutig Stimmungen diktierend, synthetisch im klaren Gegenentwurf zu „organisch“ operierend – dieses Album ist in Sound und musikalischer Aussage außerordentlich klar formuliert. Und ist doch letztlich ganz und gar und äußerst lebendig Pop für Menschen, die der Musik von Yello, Fischerspooner, Felix da Housecat, Kate Bush, Aphex Twin, Japan, Brian Eno, Matthew Herbert, Jean-Michel Jarre, Cocteau Twins, Depeche Mode, Moloko u.v.a.m. etwas abgewinnen können.

www.theknife.net