The Lemonheads
LOVE CHANT
Fire/Cargo (VÖ: 24.10.)
Die Indie-Rock-Koryphäe Evan Dando reaktiviert noch einmal den sensiblen Griesgram.
Fast zwanzig Jahre lang gab es – zwei Cover-Alben ausgenommen – keine neue Musik von den Lemonheads, die den US-Indie-Rock seit den späten Achtzigerjahren maßgeblich prägten. Zuletzt hatte man eher den Eindruck, dass aus dieser Ära nur Pavement der jüngeren Generation noch ein Begriff ist. Doch das ist nicht so: Die Lemonheads wurden von Acts wie Courtney Barnett und Waxahatchee schon gecovert.
Auf dem Comeback-Album LOVE CHANT präsentiert sich Evan Dando zwar wie gewohnt als sensibler Griesgram, aber in neue musikalische Vielfalt verpackt: Neben rohem Indie-Rock gibt es Raum für Western Swing, Blues und Bläser. An Hits ist Dando schon lange nicht mehr interessiert, manche Titel sind etwas zäh, sehr viele Melodien bleiben aber hängen. Das liegt auch an der Gästeliste: Indie-Ikone J Mascis hat das Solo zu „Deep End“ beigesteuert, Adam Green hat einen Song mitgeschrieben.
Besonders schön: das akustische „The Key Of Victory“, für dessen tollen Rhythmus der brasilianische Multiinstrumentalist Apollo Nove gesorgt hat. Hier heißt es: „Some people find it hard / When I say what‘s on my mind / I‘ll tell you, life‘s too short to live / To live a sparkling lie / And in the grand scheme of things / We may go our separate ways.“ Ein berührender Text über Vergänglichkeit, Mut und Aufrichtigkeit. Gut, dass Evan Dando zurück ist.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.


