The Nylons – Seamless
Das Konzept der Nylons ist A Capella-Musik in der DooWop-Tradition des gequälten schwarzen Mannes, unterlegt lediglich von einem (wenig feinfühligen) Schlagzeug oder Drum Computer. Das war vor zwei Jahren noch einigermaßen aufsehenerregend, ist es aber nicht mehr, seit die Flying Pickets Mega-Erfolge mit dieser Musik feiern. Was nach dem Überraschungs-Effekt also nottun würde, wären erregende Arrangements und hervorstechende Gesangsdarbietungen. In beiden Disziplinen bleiben die Nylons in Artigkeit stecken.
Die erste Seite mit den Cover-Versionen zeigt die Nylons im Dilemma. Sie übertreffen die Qualität des Originals „Take Me To Your Heart“ der Eurythmics, doch sie versagen in ihrem Versuch, die tränentreibende Kraft des epochalen Shangri-Las Klassikers „Walking In The Sand“ zu transportieren. Auch beim bubenhaften Charme von „This Boy“ (Beatles) und dem seelenvollen „Stepping Stone“ (Lamont Dozier) wirken sie maniriert. wenn auch durchaus angenehm.
Haben sie nicht gegen übermächtige Vergleiche anzukämpfen, kommen sie gleich besser zur Geltung. In vier Eigenkompositionen präsentieren sie sich als leidlich talentierte Schreiber halbwegs eingängiger Melodien. „Perpetual Emotion“ zum Beispiel wäre im Synthesizer-Arrangement eines Howard Jones ein todsicherer Hit. „Samba Samba“ sollte auch einer werden – und „The Stars Are Ours“ gefällt mir wegen seines pubertären High School-Schmachts am besten.
Ihr größter Vorzug aber bleibt, daß sie in einem stagnierenden Musik-Umfeld wenn schon nicht zu brillieren, dann doch aufzufallen wissen.
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