The Pixies :: Live At The Paradise In Boston Acoustic – Live In Newport
Die Urviecher des Alternative-Rock mit zwei DVDs auf einen Schlag. Einmal akustisch und gut, einmal elektrisch und müde.
Eigentlich eine nette Idee: Die Pixies. Speerspitze der Bostoner Underground-Szene der späten 80er (Lemonheads, Throwing Muses] kehren elf Jahre nach ihrer Trennung zurück an den Ort, wo alles begann: In den schnuckeligen Paradise Club, der gerade mal 200 Zuschauer fasst. Doch in der Realität des grellen Scheinwerferlichts ist das nur halb so spannend: Die Herren Black, Santiago und Lovering sind alt, kahlköpfig und schwerfällig geworden, während Kim Deal (in den 80ern eine echte Schönheit! wie eine verlebte Bordsteinschwalbe wirkt.
Grausam. Genau wie der holprige Auftakt von LIVE AT THE PARADISE 3,0: Die Band startet mit einem Verspieler („La La Love You“) und ist sichtlich verkrampft. Was insbesondere für Joey Santiago gilt. Der blickt 50 unsicher und fragend, als wäre er im falschen Film. Frank Black alias Charles Thompson IV nervt mit endlosen Ansagen und egomanem Bandleader-Gebaren, und die Band spult ihr Programm derart stoisch und steif ab, dass das Zusehen wenig Spaß macht. Ohne ein Lächeln, ohne richtig aus sich herauszugehen und ohne das Explosive der Vergangenheit. Was gerade in der ersten Hälfte auffällt. Da verhauen sie Neil Youngs „Winterlong“, bringen biedere Versionen von „Vamos“, „Gouge Away oder Jsla de Encanta“ und sind so kontrolliert, dass sie ihren eigenen Songs jede Spannung rauben. Das ändert sich erst mit dem Finale aus „Bone Machine“, „Broken Face“, „Debaser“, „Gigantic“ und „Caribou“. Da ist die Truppe endlich bei der Sache und rockt standesgemäß. Genau wie im Bonus-Material, das ihren ersten Gig vom 31.10.86 zeigt -junge Rebellen mit schmalen Gesichtern, vollem Haar und jeder Menge Wut im Bauch. Ein ganz anderes Kaliber ist dagegen live IN newport 4,5 – der erste rein akustische Gig der Bandgeschichte. Und für die vier eine echte Herausforderung. Noch nie haben sie ihre ruppigen kleinen Traktate über Aliens, Inzest und Bibelmotive ohne Verstärker aufgeführt. Schon gar nicht vor Zehntausend bekifften Althippies und malerischer Strand-Kulisse, Entsprechend klingt das 22-Song-Set mit entspannten Versionen von „Monkey Gone To Heaven“, „Here Comes Your Man“, „Caribou“ und „Gigantic“. Das sollten sie öfter machen. Findet auch Kims Schwester Kelly, die den Gig per Mobiltelefon erlebt, das die gesamten 78 Minuten am Bühnenrand liegt. Ein weiteres Novum beim altehrwürdigen Folk-Festival…
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