The Pretty Things – The Pretty Things// Get The Picture? //Emotions// S.F. Sorrow :: Hübsch hässlich

Preisfrage: wenn die Beatles die Braven waren und die Rolling Stones die Aufmüpfigen, was waren die Pretty Things? Richtig, die Ultrafiesen, die mit den längsten Haaren, dem wildesten Beat, den lautesten Gitarren, den schärfsten Groupies, den härtesten Drogen. Was sie nicht hatten, war ein Brian Epstein oder ein Andrew Loog Oldham, der die Karriere von Sänger Phil May, Gitarrist Dick Taylor und ihren wechselnden Begleitern auf Kurs gehalten hätte. Das Repertoire-Label legt nun die ersten vier LPs der unsteten Klasseband auf CD neu auf: in liebevoller Aufmachung, mit reichlich Bonustracks und profunden Linernotes. Das Debüt THE PRETTY THINGS (4) binnen 48 Stunden eingespielt und im Frühjahr 1965 erschienen, wartete mit der damals typischen Mischung aus Rhythm’n’Blues-Krachern von Bo Diddley bis Chuck Berry sowie einer Hand voll knalliger Eigenkompositionen auf. „Es klang nicht wie eine Platte, es klang wie Anarchie , sagt Phil May rückblickend. Aber erst GET THE PICTURE? (5) ließ einen später im gleichen Jahr richtig aufhorchen: Die Jungs gingen nicht mehr so ungeschlacht, aber nicht minder energetisch zu Werke. Und dann erst die Songs: „Buzz The Jerk“, „Rainin“ „In My Heart“, „Cry To Me“ und all die anderen schlugen alles, was sich zu jener Zeit Stones, Animals oder Yardbirds nannte. Vom Krach zum Kunstgewerbe: EMOTIONS (3,5) der Beitrag zum „Summer Of Love“, war das erste Pretty Things-Album, das nur Eigenkompositionen enthielt, doch nachträglich applizierte Streicher und Bläser sorgten für einige Irritationen. Immerhin: Das führte zum psychedelisch funkelnden Meisterwerk S.F. SORROW (5) einer Konzept-LP, die dank komplexer, kunstvoller, nie überkandidelter Songs als “ missing link“ zwischen SGT. PEPPER und TOMMY (The Who) gelten darf. Selbst im an Geniestreichen nicht armen Britrock des Jahres 1968 hatte diese Platte allenfalls im Small Faces-Wunderwerk OGDEN’S NUT GONE FLAKE ihresgleichen. Zwei Jahre und ein Album (PARACHUTE) später war alles anders. Aber das wäre eine neue Geschichte.

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