The Residents

Duck Stab – Eskimo

Die beiden Post-Punk Meisterwerke des anonymen Quartetts, zwischen Pseudo-Ethno-Elektro und Kinder-Alpträumen.

Eigentlich waren die Residents die Vorfahren des Punk. Man werfe einen Blick auf die Cover ihrer ersten beiden Alben: Meet the Residents zierte eine übermalte Kopie vom Meet the BEATLES-Cover, bei third reich’n’roll sparten sie nicht mit politisch inkorrekten Symbolen, was angeblich zu Klagen und eingeworfenen Schaufenstern von Platten laden geführt hat. Die Residents, die es bis heute geschafft haben, anonym zu bleiben, wollten bewusst provozieren, mit ihrer aggressiven Musik, ihrem visuellen Gesamtkonzept und ihren gesellschaftskritischen Aussagen, was ihnen nach drei Alben Kultstatus bescherte. Ein Kritiker soll es 1976 so formuliert haben, dass die Residents einfach a) zu lange Songs spielen, zu denen b) die „Kids“ nicht tanzen können. Vergrämt von dieser Fehleinschätzung ihrer Kunst, zogen sich die Residents mit dem Vorsatz zurück. Popmusik zu schaffen, um zu beweisen, dass es ihren Fans nicht darum ging, dass ihre Musik eingängig und tanzbar sei. Heraus kam die hier mit der unveröffentlichten EP „Busterg, Glenn“ zum Longplayer zusammengefasste EP Duck stab 5 die so düster klingt wie eine zu schnell abgespielte Joy-Division-LP in einem Kinder-Alptraum.Tatsächlich lassen sich hier bereits Ian Curtis‘ düstere Visionen, PIL und The Fall erahnen. Die Stimme des Sängers schwankt zwischen hysterischem Gejaule und tiefem Klagen, während Gang-Of-Four ähnliche Gitarrenduelle ertönen („Sinister Exaggerator), von den Beatles abgekupfert wird („Laughing Song“) und zum alptraumhaften Hämmern eine Henkerin von ihrem Handwerk berichtet („The Electrocutioner“).“Constantinople“ und „Hello Skinny“ mutierten zu Hits, und die Residents fanden endlich Beachtung. Nach dieser Exkursion in die Popmusik wandte sich das Quartett einem noch ambitionierteren Projekt zu, an dem es bereits seit zwei Jahren arbeitete: Das Konzeptalbum Eskimo 6, das aus traditioneller Musik der Arktisbewohner bestehen sollte und als gesellschaftskritisches Statement gedacht war. Doch dann floh die Band, angeblich aus Paranoia, nach England, und so erblickte Eskimo erst 1979 das Licht der Welt, versehen mit dem Hinweis, man solle beim Hören eine warme Decke bereithalten. Durch die kalten Synthielandschaften toben Eisstürme. Darüber singen die Residents merkwürdige, von Vocodern verzerrte Mantras, deren Bedeutungen im beigelegten Text erläutert werden. Am meisten beeindruckt, wie erstaunlich gut das Album funktioniert, „The Walrus Hunt“ und „The Festival Of Death“ (in dem das Quartett ein Devo-Cover versteckt) sind sogar richtige Hits. Die durchgehend kalte Atmosphäre erinnert an Brian Enos Ambient-Serie und David Bowies Low, bleibt jedoch musikalisch wie thematisch einzigartig. Die beiden Alben klingen heute, fast 30 Jahre später, immer noch modern und abenteuerlich und haben nichts von ihrem dunklen Charme verloren.

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