The Science Of Sleep – von Michel Gondry, Frankreich 2006 :: Für immer zwölf
Nach der Wellpremiere von SCIENCE OF SLEEP bei der Berlinale im Februar wurde Michel Gondry befragt, ob seine Geschichte eines ewigen Kindskopfes, der lieber durch die Gänge seines Verstandes geistert, als sich der Realität zu stellen, und damit erst ein Mädchen gewinnt, um es genau deshalb wieder zu verlieren, autobiografisch sei. Die Antwort des Mannes, der in seinem Videoclip für „Come Into My World“ Kylie Minogue immer wieder auf sich selbst treffen ließ oder New York in „The Hardest Button to Button“ mit den White Stripes als sich wild replizierendes Schnappschuss-Perpetuum-Mobile bevölkerte, war simpel: „Absolut. Aber glauben Siemir, wenn ich die Wahl hätte, das Mädchen gekriegt oder den Film gedreht zu haben, ich würde mich für das Mädchen entscheiden .“Was soll man nach dieser Aussage noch schreiben, was im Kern schöner oder besser sein könnte? SCIENCE OF SLEEP besteht als Film einfach nur, weil er eine Liebeserklärung sein will. Unser Glück ist, dass Gondry, der sich mit VERGISS MEIN nicht schon einmal dem ureigenen Wesen der Liebe als solches angenähert hatte, seinem Mädchen keinen Liebesbrief geschickt hat, sondern uns teilhaben lässt an den innersten seiner Gefühle. Unser doppeltes Glück ist es, dass Gondry diese Gefühle in einer wilden, hinreißend surrealen Komödie zum Ausdruck bringt, die man in den Arm schließen wollte, wenn man sich nicht unentwegt ausschütten müsste vor Lachen. Wie kann man einen Film nicht mögen, der im Kopf seines Protagonisten beginnt und den eigentlich auch dann nicht mehr verlässt, wenn er seine furios zwischen den Sprachen und verschiedenen Fantasiestadien schlingernde Geschichte auf den StraGen von Paris entfaltet? Dort ist Stephane nach dem Tod seines Vaters aus Mexiko gelandet, um einen Job in einer Kalenderdesignfirma anzunehmen. Bald schon okkupiert sein in schönstes Pappmache verpacktes Gedankenuniversum aber nur noch die hübsche Nachbarin Stephanie und unternimmt mit ihm Ausflüge in Low-fi-Fantasiewelten, die sich nur ein Mann ausdenken kann, dessen Lebensdoku „I’ve Been Twelve Forever“ heißt. Insofern ist Gael Garcia Bernalals Gondrys Mod-Alter-Ego der coolste Zwölfjährige der Kinogeschichte und seine Versuche, sich ins Erwachsenenleben und damit die Realität zu krallen der Stoff, aus dem süßeste Filmträume entstehen. Start: 28.9.
Mit Gael Garcia Bemal. Charlotte Gainsbourg, Alain Chahat
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