The Sentimentals – Two Heads
Wer im Lexikon nachschlägt unter „Trend‘, „Mode“ oder auch „Sau, die durchs Dorf getrieben wird“, der wird dort sicher auch den Swing erwähnt finden. Brian Setzer hatte mit seinem Orchester den Stein losgetreten, und nun rauscht eine wahre Lawine aus Geröll zu Tale. Die Renaissance des Handgemachten, desTwo-Tone und des geschüttelten Martini hat sich inzwischen auch bis in deutsche Tanzschulen herumgesprochen-dort gehört sie auch hin, der sogenannte „Lindy Hop“ gilt als Stil der Stunde. Natürlich behält jenes Diktum seine Gültigkeit, wonach „it don’t mean a thing if it ain’t got that swing“. Die Crescent City Maulers und The Senti-Mentals haben unüberhörbar den Swing – aber was bedeutet das? SCREAMIN‘ 3 und TWO HEADS 3 bersten zwar vor Spielfreude, doch an Witz gebricht es ihnen allemal: Zu eng ist das Stilkorsett geschnürt, als dass über die beiden Alben mehr zu bemerken wäre als: neuer Swing eben, Gratulation. Die Musik siedelt in der fernen Vergangenheit, und selbst vorsichtig frische Impulse speisen sich hier aus toten Trends wie Punk oder Glam. Die ursprüngliche Geste, dieses „Hört euch an, was ich Geiles auf dem Dachboden der Musikgeschichte gefunden habe“, gilt für die Nachhut nicht mehr. Eine Leiche mag noch so grell geschminkt sein, zum Leben erweckt sie das aber immer noch nicht. Dieser Swing ist nicht einmal reaktionär zu schimpfen. Er muffelt einfach nur.
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