The Singles

Was geht denn bei Client ab, Alder? Das erwiesenermaßen beste Electro-Pop-Frauen-Duo von der Welt hat gut daran getan, die beiden Libertines Carl Barát und Pete Doherty auf ihrem zweiten Album CITY mit rummachen zu lassen. Weil sich dadurch nämlich all die verrückten Libertines-Fans da draußen genötigt sehen werden, auch noch das Client-Album kaufen müssen, was sie zu noch besseren Menschen machen wird, als sie es wahrscheinlich ohnehin schon sind. „Pornography“ (Mute/Virgin) ist der Song, bei dem Carl Barát mitsingt, und der kommt auf der Single als „Extended Mix“, wobei eine der „Extensions“ des Mixes darin besteht, dass man Carls „la la la la la la“ am Ende des Songs für ein paar Sekunden a cappella hören darf. Aber die B-Seite, Freundchen: Billy Idols „White Wedding“ live aus dem „Notting Hill Arts Club“ in London. Auf welche charmante Art Client diesem Song das Testosteron heraussaugen und durch eine Prise Östrogen ersetzen, muss man hören. Die Coverversion des Jahres. Jetzt schon.

Diese Brote! Wir nennen Fettes Brot nämlich „Die Brote“, diese Brote also haben sich hit- und ohrwurmmäßig mal wieder selber weit übertroffen. „Lass die Finger von … Emanuela“ (Fettes Brot Schallplatten GmbH/Indigo) heißt der HipHop-Latin-Soul-Ska-Bandoneon-Kracher, der dich die nächsten paar Monate überall hin verfolgen wird.

Durch Jimi Hendrix, heißt es, habe Max Herre zum Rock gefunden. Vielen Dank, Jimi Hendrix! Man muss es sagen, wie es ist: Herre macht jetzt Bluesrock. Auf „Du weißt (Bye Bye Baby)“ (Four Music/Columbia/Sony Music) knödelt er zur Begleitung einer Peter-Maffay-Gitarre wie Jan Delay in seinen politisch motiviertesten Zeiten. Aber mit Jimi Hendrix hat das ungefähr so viel zu tun wie diese Rubrik mit seriösem Musikjournalismus.

Hatten wir schon mal erwähnt, dass auf dem Warp-Label nicht nur elektronische Frickel-Brizzel-Blonk-Musik erscheint? Tatsächlich? Schon hundertmal? Achso. Entschuldigung. „Apply Some Pleasure“ (Warp/Rough Trade) von Maximo Park ist crazy Power-Pop-Rock, auf den sich wahrscheinlich beide Seiten des Schreibtisches in diesem Raum einigen können. Weil: Bloc-Party-Faktor 10 (für diesseits) und (wie anlässlich der letzten Single bereits festgestellt) Dogs-Die-In-Hot-Cars-Faktor 10 (für gegenüber).

Wie ausgelutscht, wie unwitzig, wie doof muss eine Idee noch sein, damit sie nicht von vier lustigen Belgiern aufgegriffen wird? Da müssen schon ausgelutschtere, unwitzigere, doofere Ideen her, als „Ace Of Spades“ (Drunkabilly Records) von Motörhead in einer Rockabilly-Version aufzunehmen, bevor Hètten Dès ihre Finger davon lassen. Was haben wir gelacht. Damals hinterm Mond.

Sedoussa sprechen auf „Zicken“ (Four Music/Columbia/Sony Music), der zweiten Single ihres Albums SEDOUSSA, ein Problem an, das uns alle angeht: Zicken, die hinter deinem Rücken über dich lästern, die man nie richtig hören, aber immer deutlich spüren kann. In diesem Fall wird die Musikbeurteilungsfähigkeit (ist es HipHop, oder was?) des Rezensenten durch den bescheuerten Text außer Kraft gesetzt. Tut mir leid. Nein, eigentlich überhaupt nicht.

Neuesten musikhistorischen Untersuchungen zufolge wurde der Crossover im Jahr 1993 in Braunschweig erfunden. Von der Musikgruppe Such A Surge. Crossover darf man heute ja nicht mehr sagen. Es heißt Metalcore. Metalcore! Was aber nichts daran ändert, dass Metalcore genau dieselbe amorphe Sülze aus dickärschigen Gitarren, Metal, Hardcore und ein bisschen HipHop ist. Und schon weißt du, wie die EP „Mission erfüllt“ (Nuclear Blast) von Such A Surge klingt. Mission erfüllt? Ja. schon.

Das kann doch nicht mehr lange gut gehen. Da läuft doch irgendwas falsch. Das muss doch schief gehen. Das müssen die Leute doch merken, dass da was nicht stimmt, wenn alle fünf Minuten eine neue Band aus Berlin mit drei Männern und einer Sängerin Musik veröffentlicht, die ihnen den Weg zum straight into Pop-Olymp ebnen soll. Bevor wir aber Team Blender und ihre EP „In die Nacht“ (Kind/Rough Trade) gleich mit einem verächtlichen Sailerschem „klingt ja wie…“ verdammen, stellen wir fest: sooo schlecht ist das gar nicht. Weil halt so LoFiiger Indiepop, der manchmal sogar an die Pixies erinnert. Sängerin Barbara – der moderne Pop kennt keine Nachnamen mehr – singt manchmal ein bisschen zu mädchenlieb, aber ansonsten geht das hier schon irgendwie okay.

Jetzt mal Spaß beiseite. Wirklich. 13 & God ist das Projekt der Anticon-Helden Themselves und der Weilheim-Helden The Notwist. „Men Of Station“ (Alien Transistor/Hausmusik/Indigo) kündet von dem Album 13 & GOD, das Mitte April erscheint, und über Jahre hinaus unschlagbar sein wird. Und wer jetzt denkt, „verstehe, das klingt dann wie eine Mischung aus Themselves und The Notwist“, hat überhaupt nichts verstanden. „Men Of Station“ zum Beispiel ist der uneheliche Sohn von The Sea And Cake, Rachel’s und, ja, Phoenix. Postrockige Melancholie, postmoderne Beatkonstruktionen, Klavier und Gesang für Mädchen. Die B-Seite „Soft Atlas“ ist noch postpoppiger, noch klavieriger und ein bisschen hiphoppig – in einem Satz: Sie klingt wie eine Mischung aus Themselves und The Notwist. Dazu: zwei Remixe von Why? & Alias und Hrvatski.