Rough Trade/Beggars/Indigo

Die Schwestern Unthank reiben sich mit ihren Kammerfolk-Adaptionen an Robert Wyatts schrägem Songwriting und kuscheln mit Antony Hegarty.

Diversions Vol. 1 bildet den Auftakt zu einer Reihe, in deren Rahmen die nordenglische, von Rachel und Becky Unthank angeführte Folkband eine Passion pflegen will, der sie vereinzelt schon auf ihren Studioalben und bei Konzerten nachgegangen ist: musikalischen Helden huldigen und ihre eher traditionelle Spielart des Folk mit anderen Genres verbinden. Bei diesem Ende 2010 in einer Londoner Kirche mitgeschnittenen Konzert hießen die Helden Antony & The Johnsons und Robert Wyatt. Während Antony Hegartys Songwriting sich nahtlos mit den klaren Stimmen der Schwestern verbindet – auch dank der Arrangements des Unthanks-Pianisten Adrian McNally – kommt es bei den neun Robert-Wyatt-Covern zu produktiven Reibungen. Die ausgewählten Songs bilden einen Querschnitt durch das Jahrzehnte umfassende Schaffen der Avantgarde-Jazz-Pop-Legende. Manche Adaptionen funktionieren nicht so richtig, doch bei einigen Songs klingt der Kontrast zwischen Wyatts schrägem, berührendem Songwriting und den minimalistischen Arrangements umso elektrisierender. Ein Highlight: das Cover des abgründigen Liebeslieds „Sea Song“ aus dem Jahr 1974. Die Antony-Songs sind im Vergleich dazu zart, fast zu durchgeistigt und perfekt: Balsam für geschundene Winterseelen, aber nicht ganz so spannend.

Key Tracks: „You Are My Sister“, „Cuckoo Madame“, „Sea Song“