Man stelle sich vor: Ein Student der Rechtswissenschaften, 27 Jahre alt, geboren in Akron, Ohio, matrikuliert an der Washington University in St. Louis, reist seiner Lieblingsband hinterher, steht mit seinem neu erstandenen Mono-Cassetten-Rekorder im Publikum und schneidet jeden Set mit. Wir schreiben das Jahr 1969,die Band heißt Velvet Underground und der Student Robert Quine. Zwischen dem leidenschaftlichen Fan und den von chronischer Erfolglosigkeit verfolgten Gruppenmitgliedern entsteht ein freundschaftschaftlicher Kontakt. Speziell mit Lou Reed, der Quine sogar ermutigt, Livemitschnitte zu machen. Wohlweislich leiht sich der enthusiastische Studiosus nun im Bekanntenkreis eine Tonbandmaschine, überträgt die Favoriten (mehrere Auftritte in den SF-Kult-Clubs The Matrix und The Family Dog, einer in der Washington University) seiner wirklich nicht übel klingenden Aufnahmen auf 7-lnch-Bänder, die die Zeit unbeschadet überdauern. 32 Jahre später – der manische Chronist von einst hat mittlerweile selbst Karriere im Rockbusiness gemacht, zuerst als Gitarrist bei Richard Hell & The Voidoids, dann als Musical Director bei Lou Reed – liegen die ersten dieser Liebhaber-Aufzeichnungen als 3-CD-Box-Set BOOTLEG SERIES VOLUME I: THE QUINE TAPES vor. Audiophile Technokraten sollten bei den dreiundzwanzig Songs allerdings weghören. Alle anderen dürfen sich Klasse-Versionen von Velvet-Klassikern wie „I’m Waiting For The Man“, „Sunday Morning“,“Venus In Fürs“,“Heroin“ und „White Light, White Heat“ in ungewöhnlichen Arrangements, verschlepptem Tempo und mit improvisierten Lyrics reinziehen – inklusive zweier knapp halbstündiger Versionen von „Sister Ray“. Nicht minder faszinierend tönen Work-In-Progress-Fassungen von „Foggy Notion“, „I Can’t Stand lt“,“Rock And Roll“ und „Ride IntoThe Sun“ sowie diverse Raritäten („Over You“, „Follow The Leader“, „It’s Just Too Much“), die zum Zeitpunkt der Aufnahmen Quines von Velvet Underground noch nicht einmal im Studio eingespielt waren.

www.universal.com