The Verve

Forth

EMI

Diese Band war sich ihrer Sache immer schon sehr, sehr sicher. Aber SO sicher? So sicher, davon auszugehen, dass ihre ausgehungerten Fans nach elf Jahren Wartezeit wiklich alles schlucken würden? Sogar ein zäh fließendes Album, auf dem die Mehrheit der zehn Songs die Sechs-Minuten-Grenze (teils weit) hinter sich lässt? Gut, kann man machen. Das zweite reguläre Stone-Roses-Album war in all seiner Ausgiebigkeit ausnahmslos brillant. Stichwort zweites reguläres Stone-Roses-Album: FORTH beginnt gar nicht mal so unähnlich wie der dortige Opener. Den dichten Urwald aus „Breaking Into Heaven“ glaubt man auch bei „Sit And Wonder“ durchkreischen zu hören. „You’re in the jungle, baby“, sang einst Axl Rose und weiter: „you’re gonna dieeee“. Diese Gefahr besteht hier auch. Schließlich kann, wie jüngere Studien beweisen, auch Langeweile zum Tode führen. Nach dem zumindest als Stimmung machenden Halbsong annehmbaren „Sit And Wonder“ ist nämlich auch schon Schluss mit Stimmung: Die Single „Love Is Noise“ (Arbeitstitel: „Frisco Disco“) ärgert nicht nur als Dreschflegel abgestandener Metaphern („Cause love is noise, love is pain / Love is this blues that I’m feeling again“), sondern mit seinem permanenten, cartoonhaften „Uhu-Uhu-Uhu- Ahu-Ahu-Ahu“-Sample auch als Instant-Nervtöter. Nach 30 Sekunden mediokrem Pop ist hier alles gesagt. Dennoch werden nochmal fünf Minuten desselben drangehängt.Mit Pop ist ab dann zumindest Sense. Was bis zum weit entfernten Ende geschieht, sind unwahrscheinlich dröge, lahme Jamschlaufen (die Band nennt das „Ambient“), die sich in platten Texten und ebensolchen Riffs ergehen. Ach, ist das nicht „Day Tripper“? Nein, nur das seinen Titel konterkarierende „Noise Epic“. Wäre ja auch zu schön gewesen. Um den Songnamen „Numbness“ kann man dagegen regelrecht froh sein – der gaukelt einem wenigstens nichts vor. The Verve haben lange gebraucht, um wirkliche Größe zu erlangen. Noch länger brauchen sie, um sich von dem damit verbundenen Wahn wieder zu erholen.Diese Zeilen schrieb Ihnen ein ehemals glühender Verehrer dieser Band. Bitte seien Sie also gnädig mit ihren Kommentaren. Die Enttäuschung schmerzt schon genug.