The Vibrators – V2

The Vibrators. Sie wurden gehaßt und verachtet und – noch viel schlimmer – man hat sie lange Zeit ignoriert. Doch sie überlebten alle, und auch jede Kategorisierung, die man ihnen antat (Ihr wißt schon, Punk & Co), emigrierten aus dem chaotischen London ins wilde Berlin (wo man sie liebt), schrieben ihre Songs, kehrten zurück nach London, wo sich der Sturm gelegt hatte, und nahmen V 2 auf. V 2. Assoziation: Geschoß. Und ein Geschoß ist dieses zweite Album der Vibrators. Hart und kompromißlos. Es trifft den Nerv. Ein Notizbuch der Gegenwart. Eine bissige Syntese von Gewalt/Haß/ Illusion – Desillusion/ Verzweiflung, die uns (der Jugend) täglich eiskalt ins Gesicht schlagen. Bei der Suche nach Arbeit („Destroy“), beim Versuch, das eigene Leben zu leben, respektiert zu werden („24 Hour People“). „Flying Duck Theory“, von John Ellis/Gitarre, enthält eine zynische Passage zum Heiraten /Kinderkriegen-Zyklus, Befehle/Zwänge, die an die Gesellschaft anpassen sollen. Dabei sind Text und Musik aber kein pessimistisches Klagen und Wimmern – NEIN – ganz im Gegenteil: eine ätzend/aggressive Bestandsaufnahme mit Blick in die Zukunft/mit Mut und Kraft zur Veränderung.

Wahrnehmen und Aufzeichnen der Dinge, die um einen herum passieren- das macht Knox, Songschreiber und Gitarrist, wenn er mit seinem kleinen Notizbuch durch die Gegend rennt. Ihm entgeht nichts. So auch beim Iggy Pop-Konzert in Hamburg, als im Publikum eine Frau mit Pistole ist, die den Star beschützen will. „Automatic Lover“ , die Singleauskopplung, handelt davon. „War Zone“, das ist die Hysterie während der Terroristenverfolgung. Deutschland im Herbst ’77, Maschienpistolen, Polizei, die das Haus bei Hamburg, in dem die Vibrators übernachten, stürmt. Man hielt sie für die Gesuchten; „Feels like 1945/ Put your hands above your head; if you wanna stay alive“, ein direkter/ eindrucksvoller Song.

„.. punk/new wave: there’s a feeling now it’s old & on its way out. We’re moving into a fast & heavy rock aera,“ schrieb mir

Knox Ende ’77. Fast & heavy – das ist die Musik auf V 2. Gitarrenattacken, durchschlagender Rhythmus, rasendes Drumming – ein ruheloser/zerfetzender Sound, dicht und kompakt. Kurzum: zusammen mit den Texten (die alle abgedruckt sind!) eines der besten und ausdrucksvollsten Rock’n’Roll-Werke der Gegenwart.

Und nun zur Krönung. Zum Absoluten. Zum Killer. Dumpfes/ schleichendes Drumming, schwere/psychedelische Gitarre, gefilterter Gesang. Man spürt: hier hängt was in der Luft. Dann: der große Knall. Der Sturm bricht los. ‚..We need a new solution/ We want it quick… (Assoziation: „We want the world/ And we want it NOW“, Jim Morrison). Weiter: „We’re troops of tomorrow/ We’re hanging round today/ We’re playing tough music/ Cause it’s hard times honey“. „Troops Of Tomorrow“, die Entladung. Während viele Gruppen damit beschäftigt sind, zu klären, wer wir sind, sagen die Vibrators (schon), was sie wollen. Vibrators. V für Victory. In die Zukunft. Und das ist schon morgen.