Thee Headcoats
THE SHERLOCK HOLMES RHYTHM’N’BEAT VERNACULAR / MAN-TRAP
Damaged Goods/Cargo (VÖ: 14.11.)
Make Garagenrock great again! Billy Childish im Doppelpack.
Bands wie Thee Headcoats werden nicht mehr hergestellt heutzutage. Nein, sie wurden niemals so hergestellt wie Billy Childish sie imaginiert. Der 65 jährige Maler, Schriftsteller, Regisseur, Fotograf und Überzeugungsgaragenrocker mit gewaltigem, ergrautem Schnurrbart fügt mit THE SHERLOCK HOLMES RHYTHM’N’BEAT VERNACULAR seinem ausufernden Katalog ein neues Kapitel hinzu. Das einzuordnen ist undankbar, nicht nur weil das Gesamtwerk aus wohl mehr als 130 Alben kaum überschaubar ist. Sondern auch, weil wieder mal gilt, was „Spex“-Autorin und, das passt, Billy-Childish Übersetzerin Clara Drechsler einst sinngemäß über die Ramones schrieb: Kennt man ein Album, kennt man alle – und alle sind gut.
Der knarzende Rock’n’Roll mit Surf-Melodien, Punk-Attitüde und absurden Texten verweist auf ein goldenes Zeitalter, das es so nie gegeben hat. Retrorock nach dem Motto: Make Garagenrock great again! Jeder Song ist aus demselben Holz gehämmert – bis es richtig kracht. Zur Abwechslung wird in „Got Love If You Want It“ eine Mundharmonika geblasen, dafür klingt nicht nur „The Baby Who Mutilated Everybody‘s Heart“ wie von den Kinks geklaut.
Das Besondere an diesem neuen Thee-Headcoats-Album ist, dass es parallel erscheint zu MAN-TRAP von Thee Headcoatees. Die verfolgen exakt denselben Ansatz, kein Wunder, die Headcoats spielen die Instrumentaltracks, über denen Ludella Black, Kyra LaRubia, Bongo Debbie und Holly Golightly genau dieselben Songs singen, selbst wenn sie im Original von den Ramones („The KKK Took My Baby Away“), Rolling Stones („Paint It Black“) oder Dead Moon („Walking On My Grave“) stammen. Nein, so was wird nicht mehr hergestellt. Nur von Billy Childish und seinen Freunden.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.



