Therapy? – Suicide Pact – You First

Eines muß man ihnen lassen: Sie besitzen Stehvermögen – und wie. Denn obwohl ihre letzten Platten eher schlecht liefen und sie eigentlich schon abgeschrieben schienen, geben Therapy? nicht auf. Im Gegenteil: Sie besinnen sich ihrer frühen Indie-Alben und kommen so rauh und ungeschliffen rüber, wie irgend möglich. Suicide Pact – You First ist das ruppigste, energetischste Therapy?-Album dieser Dekade: Brutal, metallisch und laut. So ganz ohne Streicher und Bombast, dafür aber mit jeder Menge Wut im Bauch, sind Therapy? wieder, was sie am Anfang ihrer Karriere waren: eine dreckige Punk-Band. So bietet ihr neues Album auch keinerlei Pop-Elemente, keine potentiellen Hit-Singles, sondern einfach nur krachige Jams, die alle live im Studio entstanden – und ab und zu ein deutsches Intro verwenden. Kein Wunder, schließlich haben Therapy? hierzulande ihre größte Fanbase. Fragt sich nur, wie lange noch. Schließlich basiert diese auf Alben wie TROUBLEGUM oder INFERNAL LOVE, als sich das Trio zumindest noch bemühte, eingängige Songs zu schreiben. Davon ist Therapy? heute meilenweit entfernt. Mehr noch: Sie experimentieren derart stark mit Jazz, Noise und Hardcore, daß man das Gefühl kriegt, sie hätten Suicide Pact in erster Linie für sich selber gemacht. Obwohl das natürlich ein Risiko birgt: am Geschmack des Endverbrauchers vorbei zu segeln. Und genau das tun Therapy? mit wehenden Fahnen. Suicide Pact ist kommerzieller Selbstmord – mit einem feisten Grinsen und glänzenden Augen. Hoffentlich wissen Therapy?, was sie da tun.