The Struts

Young & Dangerous 

Interscope/Universal (11.01.2019)

Glamrock mit einem Albumtitel, der lügt wie Heinos „Die schönsten Lieder der Welt“. 

Dieses Album muss ein Erfolg werden. Fast zehn Jahre nach Gründung der britischen Glamrock-Revivalisten, nach Supportshows für die Größten der Großen, also die Stones, die Gunners, die Whos und die Foos  – Dave Grohl erklärte sie kürzlich zur besten Vorband, die seine Band je hatte –, haben die Struts ihr Momentum jetzt zu nutzen.

Die Zeit für klassischen Rock scheint günstig: Mit dem sagenhaft erfolgreichen Queen-Biopic hat sich die Welt grade wieder an den Look von Freddie Mercury gewöhnt – die Verehrung für ihn geht bei Struts-Sänger Luke Piller so weit, dass er Mercurys Kostümbildnerin Zandra Rhodes engagiert hat –, die Led-Zep-Babies Greta Van Fleet füllen Arenen, Hipsterkids hören The Lemon Twigs und „Africa“ von Toto.

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The Struts überlassen zumindest nichts dem Zufall (haben sie auch 2014 auf ihrem Debüt EVERYBODY WANTS nicht): Die Leadsingle „Body Talks“ featuret Kesha, die nächste Single „Primadonna Like Me“ recyclet ein Riff aus „Brown Sugar“ – hat bei den Dandy Warhols und „Bohemian Like You“ ja auch schon funktioniert, dazu erteilt Alice Cooper mit einem Cameo im Video den Ritterschlag.

Mit „In Love With A Camera“ wanzt die Band aus Derby sich stimmlich an The Darkness ran. Freilich ohne deren Charisma und Witz je zu erreichen. Statt origineller Reime und ungehörter/unerhörter Themen reihen sie Klischee an Klischee. Da reimt sich in bester Gottlieb-Wendehals-Schule mit AC/DC als Lümmelpauker von der ersten Bank „dead“ auf „giving heaaa…“. Da geht’s um den „backseat“ im Rolls Royce, darum, „like fire“ zu burnen, die „sunny streets of LA“ downzuwalken und natürlich „more“ zu wollen als der Normalbürger.

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Lyrisches Fazit: „Turn it up!“, „Come on, baby!“, „Bring it on!“ Tausendmal gehörte Texte zu tausendmal gehörter Musik. Das ermüdet schnell. Wenn ein Album namens YOUNG & DANGEROUS eins nicht darf, dann das. The Struts haben nichts zu sagen außer: Wir wollen so sein wie die ganzen Vintage-Acts, denen wir im Booklet danken, wie Thin Lizzy, wie Meat Loaf, wie Bowie, wie Oasis, wie die Doors, wie – die Liste setzt sich von selbst fort. Und das sagen sie ganz laut.

Es zeichnet sich allerdings ab, dass das niemand hören will: Nach nur einer Woche auf einem kläglichen Platz 77 war die Platte aus den UK- Charts schon wieder verschwunden.