Throbbing Gristle – FUNERAL IN BERLIN / Throbbing Gristle – Greatest Hits / Christ And Cosey – Heartbeat

„and so we exist, so we do not.“ „Distant Dreams, Part 2″/T.G. Weiße, kontrollierte Geräusch-Phantasien auf der Couch einer Industrie-Show, elektrisiert durch den Peitschenschlag, der aus der vierten Dimension kam. Oder anders ausgedrückt: Mit einem Ohr an der Peep-Show, während das Bein noch unter dem bunkereigenen Schraubstock hängt.

So läßt sich ungefähr/vielleicht das Phänomen Throbbing Gristle umschreiben. Jene vier Aktions-Künstler, die im schwarz-roten Windkanal operierten. Die Gruppe Throbbing Gristle hat sich vor einem Jahr aufgelöst (nachdem sie eigentlich auch alles gesagt hatte, nachdem sie ihre Aufgabe ausgeführt hatte! Die Aufgabe: die eigenen Empfindungen / die eigene Ratio zu präsentieren!). „Subhuman! you make me dizzy with your cisease.“ T.G.

FUNERAL IN BERLIN bringt eine Auswahl der T.G.-Performance, die im November ’80 im Berliner SO36-Club stattfand, eine der intensivsten Aktionen überhaupt (für mich!). Was Genesis P-Orridge, Chris Carter, Peter Christopherson und Cosey F. Tutti mit Taperecordern/Keyboards/Gitarre/Baß/Stimmen und Filmen (von Anthony Balch) in jenen zwei trüben November-Nächten erzeugten — eine bedrückende/befreiende Atmosphäre zwischen Zerstörung/Aufbau, zwischen Chaos und Disziplin — das kann der Live-Mitschnitt nur bedingt transportieren.

Um eine Überschneidung mit anderen T.G.-Platten zu vermeiden, hat man auf wichtige/brillante Stücke wie „Discipline“ oder „Something Came OverMe“ (beide sind als 12inchbzw. Single erschienen) verzichtet (die aber bedeutsam für die beschriebene Atmosphäre waren!). Dafür gibt es 8 neue T.G.-Stücke mit improvisierten Cut-ups, die in das Geräusch-Inferno eingebettet sind. Schüsse + Spritzer, elektronisch abgeschossen. FUNERAL bleibt für die, die nicht dabei waren, ein zwingender Einblick.

Speziell für die Amerikaner wurde ein GREATEST-HITS-Album veröffentlicht (mit dem treffenden Untertitel: „Entertainment Through Pain“). Da wir keine Amerikaner sind, d.h. wir besitzen alle T.G .-Platten, ist diese Zusammenstellung für europäische Ohren überflüssig.

Schwingend / melodisch / süßlich präsentieren sich die ehemaligen Throbbing Gristle-Mitglieder Chris Carter und Cosey F. Tutti auf HEART-BEAT. Im direkten Gegensatz zum FUNERAL erzeugen die beiden warme Elektronik mit sprudelnder E-Percussion und vereinzelt einmontiertem Stimmenmaterial (aus dem US-Radio). In „This Is Me“ ist das Duo so lieb wie Elli & Jacno in „Oh La La“.

Bleibt abzuwarten, ob sich Genesis P-Orridge wirklich mit Kim Wilde zusammentut, um „Poland“ als Part 2 von „Cambodia“ aufzunehmen.

Hinweis: HEARTBEAT gibt es auch als Cassette, mit 2 zusätzlichen Songs.

So traurig ist die Welt nun wirklich nicht!