Throbbing Gristle – Heathen Earth

…und dieses Album wird wieder auf einer der hintersten Seiten dieser Zeitung verschwinden. Weil sich niemand in Deutschland-West findet, der es herausbringt. Weil es Töne sind, die für die auf normal getrimmten Ohren (+Augen) zu extrem/ungewohnt sind. Nur nicht gestört werden, in den alltäglichen Gewohnheiten. Und wenn es Extreme/Ungewohnheiten gibt, dann läßt man sie passieren – als eigenes Alibi (oh ja, man ist doch so tolerant) in den hintersten Ecken.

HEATHEN EARTH ist die vierte LP von Throbbing Gristle. Und sie klopft/scheuert in deinen Gewohnheiten, in deinen Gefühlen, in deinem Normal-Zustand. Aufgenommen live im Studio der Industrial Records.am 16.2.80, von 8.10 Uhr bis 9.00 Uhr (abends) vor geladenen Gästen. Absicht dieses Vorhabens: den Live-Sound von Throbbing Gristle zu produzieren/zu übermitteln, ohne von den ungünstigen Einflüssen/Bedingungen eines Live-Gigs (also technische Probleme beim Erzeugen der Töne, also Störungen hervorgerufen durch die Reaktionen des Publikums) abhängig zu sein. Auf HEATHEN EARTH brüllt/schreit kein Publikum… nur die Instrumente (Gitarre, Baß, Synthesizer, Kornett, Tapes, Stimme) kreischen/donnern/röhren… und hallen wider, schleichen dahin. Der Echo-Effekt scheint die Throbbing Grisle-Leute sehr zu faszinieren. Dazu erzählt Genesis P-Orridge mit seiner weinerlichen Stimme kleine, düstere, pessimistische Geschichten, in denen er seine Weltanschauung ins Mikrophon leiert (immer durch den Hall verfremdet). Als würde die Welt in Scherben fallen. T.G. scheinen ihre Freude/ihren Spaß zu haben am Zelebrieren des Untergangs/der Gewalt/der Qual. Wo wird das enden? Führt das überhaupt weiter?

Seite 1 (26 Minuten) und Seite 2 (21 Minuten) laufen jeweils ohne Pausen ab. Throbbing Gristle sind am stärksten, wenn Cosey Fanni Tutti ihre frenetischen Gitarren-Bilder spielt, wenn die Rhythmus-Maschinen monoton klopfen, wenn sich die Gruppe zwischen anschwellenden, pulsierenden Oszillator-Rhythmen und widerhallender, sumpfiger Elektronik bewegt. Langweilig wird es, wenn Genesis und Cosey gesprochene Wort-Fragmente austauschen, die dann endlos mit Echo und mit verschiedenen Geschwindigkeiten wiederholt werden. Ein kurzer Augenblick auf der LP.

Töne wie auf HEATHEN EARTH gab’s schon mal. In den 60er Jahren. Amon Düül 1+2, Hawkwind. So welcome back im Land der Psychedelic. Those were the days…

Mit dieser Platte sind Throbbing Gristle näher am Rock’n’Roll als je zuvor, weil sie den Rhythmus einsetzen.