Tibet – Tibet
Tibet ist eine Band, die die Kurve nicht gekriegt hat. Das vorliegende Bellaphonalbum müßte eigentlich ihr offizielles Debutalbum sein; die Band existierte allerdings schon in den frühen Siebzigern. Und genauso klingt das ganze auch. Uli Roth hat auf seiner ersten Electric Sun-LP immerhin freimütig auf die Quellen seiner Ideen hingewiesen: this album is dedicated to the spirit of Jimi Hendrix. Gleiches hätten Tibet konsequenterweise auch machen müssen. Die Liste der credits wäre allerdings sehr lang geworden.
Keyboardslastig ist die Platte. Dafür braucht man nur auf das Cover zu schauen. Zwei Tastendrücker sind da aufgeführt, da macht man sich schon so seine Vorstellungen. Ein bisserl klassisches Piano (oder was man dafür hält) taucht auf. eine altertümlich klingende Orgel und vor allem viel, viel Mellotrongewabber.
„Fight back“, der Opener der ersten Seite, klingt Camelnah, der Gesang erinnert an Beggar’s Opera, beides Gruppen, die zur Zeit der Gründung von Tibet populär waren.
Klar, man versäumt nicht, das Ganze ein wenig modern aufzubereiten. Da fehlen eben auch nicht die Reminiszensen an Supertramp ( Merkmal: die stakkato angelegten Klavierbeginne) und oder Genesis! Rhythmik, Mellotronchöre).
„White Ships And Icebergs“, ein Instrumentalstück, verarbeitet die vielfältigsten Einflüsse, gibt sich typisch teutsch, baut Kompositionsblock an Kompositionsblock, gerät eher zur Konstruktion. Der Beginn, wie sollte es anders sein, einmal mehr vom Mellotron bestimmt, unvermittelter Übergang in schnelle Thematik, von der Orgel geprägt, ein laufender Bass, typischer geht’s nimmer: man wartet geradezuauf die Carael-spezifische Querflöte.
Kurz darauf wird es pseudospanisch, eine akustische Gitarre übernimmt das Kommando, um dann einem klassisch verspieltem Flügel Platz zu machen, der ‚Exseption‘ alle Ehre gemacht hätte.
Seite 2 beginnt wieder mit solistischem Klaviergeplänkel, langsam, fast bedacht, um dann wieder – man kann es fast erraten – schnell bis hektisch loszuziehen. Leicht schräge Melodieführung beschwört vermeindliche Exotik, fernöstlichen Touch. Wie steht’s in der Bio zu lesen: folkloristischer, gar meditativer Charakter. Bei ‚Eagles‘ ist das ähnlich, da sind Anklänge an die Pink Floyd verhanden.
Aprospos Kurve nicht gekriegt: ‚No more time‘ enthüllt dies auch textlich. So lamentiert man um Krieg und Frieden in der Spät-Hippie-Tradition, um im Refrain in der Feststellung zu gipfeln: „There’s no more time to lose, if men shall survive,We can’t escape from problems into the sky…“ Sehr schön. Das hat sich also schon bis nach Tibet rumgesprochen.
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