Titanic :: Unsinkbar

Sie schwimmt. Ach was: Sie zieht ihre Bahnen mit unbeschreiblicher Eleganz und Würde – und kein Eisberg in Sicht. Gemeint ist nicht Titanic, das Schiff, sondern TITANIC, der Film, dem das Schicksal seines stählernen Vorbilds erspart bleiben wird. Fast ein Jahr hielt James Cameron, Vater des „Terminator“ und unverbesserlicher Technokraten-Maniac, die Branche mit seinem Kolossalwerk in Atem: Wenigstens 250 Millionen Dollar soll die dreistündige Kreuzfahrt auf den Grund des Meeres gekostet haben – schlappe 80 Millionen mehr als „Waterwold“, der bisher teuerste Film aller Zeiten. Unzählige Komplikationen gingen einher, der Starttermin verschob sich letztendlich um fünf Monate – vom Juli in den Winter. In dieser Zeit entwickelte Cameron seinen Film zum Meisterwerk, zur absolut homogenen Verschmelzung von Katastrophenfilm und „Romeo &Julia“-Melodram, in der die Lovestory über alle Hindernisse (sowie Effekte und Action) triumphiert. Wer Cameron keine Emotionen zugetraut hätte, wird überrascht sein: Die Gefühle von Kate Winslet, dem Mädchen aus reichem Hause, und Leonardo DiCaprio, dem Straßenjungen, der in letzter Sekunde ein Ticket für die Titanic-Fahrt gewinnt, sind echt. Nachdem sie sich erstmals an Bord gegenüberstanden, schenkt Cameron ihnen 60 Minuten, um zu entdecken, daß sie für einander geschaffen sind – ein Umstand, der Kates Galan Billy Zane mit nicht allzu viel Freude erfüllt. Wenn sich dann zur Halbzeit des Epos der tragische Zusammenstoß ereignet und der eineinhalbstündige, in Realzeit auf Zelluloid gebannte Untergang der Titanic seinen Lauf nimmt, kollidieren auch die Emotionen in der Dreiecksgeschichte. Während sich an Bord Panik Bahn bricht, fechten DiCaprio und Zane ein nicht weniger dramatisches Duell um Kate und ihr Leben aus. James Cameron gelang der Liebesfilm für das nächste Jahrtausend: Die Emotionen stehen im Vordergrund, aber der Regisseur ist nicht zu faul, aufregende, bewegende, letztlich unvergeßliche Bilder für seine Geschichte zu finden. Wie gesagt: ein Meisterwerk!