Tokyo – Tokyo
TOKYO ist ein gutes Debüt-Album geworden. Das vorab. Nur bringt es mich und den Rest der Menschheit keinen Schritt weiter! Nun ist natürlich die Frage gestattet, darf/kann/ soll man so etwas überhaupt von einer neuen Formation erwarten? Ich glaube doch, wenn das auch eine gewaltige Erwartungshaltung meinerseits ist, die ich da in die Diskussion bringe.
Die Tokyo-Musiker Robert Musenbichler (Gitarre/Gesang), Fritz Matzka (Schlagzeug), Lothar Krell (Keyboards/Gesang), Klaus Luley (Gitarre/Gesang) und Ken Taylor (Bass/ Gesang) sind zwar in den letzten Jahren nicht mit Scheuklappen durch die Gegend gelaufen, doch haben sie (und das ganz gewollt) auf die Verarbeitung von Trends und Moden verzichtet, wollten ganz ihrem Herzen folgen, was die Einarbeitung der Kompositionen und das Album betraf. Und das verdient zunächst Anerkennung.
Ich müßte lügen, behauptete ich hier und jetzt, die Musik auf TOKYO sei mein Ding. Beileibe nicht. Sie war es vielleicht einmal, Anfang bis Mitte der Siebziger, als ich noch dem Pop-Rock der Earthband, Queen und 10 CC lauschte. Die amerikanische Front (namentlich z. b. Foreigner, Boston und Toto), die neben dieser Anglo-Fraktion noch (bewußt oder un[ter] bewußt ist dabei vollkommen egal) Einfluß genommen hat, hat mich
dagegen nie besonders interessiert, gar gereizt. Mein Problem.
Jetzt bin ich mir natürlich der Gefahr bewußt, die (neue) Band durch die Nennung der (alten) Namen in eine ganz bestimmte Ecke zu drängen. Schubladenpolitik. Nur wie soll man sonst mögliche Fans ansprechen, wenn nicht durch die (wohlgemerkt) vage Absteckung des Feldes, indem sich Tokyo musikalisch bewegt? Durch drei Leadsänger und drei instrumentale Solisten bleibt die Musik von Tokyo flexibel und variantenreich. Und selbst die im (enthusiastischen) Anzeigentext (vergl. ME 4/ 81, S. 32) bleibt in diesem Falle nicht nur Werbung, sondern entspricht in den Grundzügen sogar der Wahrheit. Die Musik ist (auf ihre Weise) erstklassig, auch international gesehen, die Vocalarrangements können sich hören lassen, kompositorisch ist alles o.k. und die Spielfreude der Fünf kann begeistern. Nur: Sensationell ist das Debüt eben zweifelsohne nicht.
Tokyo sollte über den Weg als Live-Band sein Publikum finden. Einen offensichtlichen Markt für diese Rockvariante scheint es zur Zeit nicht zu geben. Doch eine ausverkaufte Manfred-Mann-Tournee sollte da etwas Mut machen. Es gilt nur, den Weg zum rechten Publikum zu finden. Und das ist der härteste Job für die Plattenfirma und den Tourpromotor: Wie das Baby Tokyo verkaufen, um die Zuhörer in die Clubs und Hallen zu holen, die es zu überzeugen gilt…
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