Tom Petty & The Heartbreakers – You’re Gonna Get It
Mitgerissen von seinem Debutalbum und seinen ersten Konzerten in der Bundesrepublik hievte die Redaktion im August 1977 den Amerikaner Tom Petty auf den Titel des Musik Express. Zuviel Rummel um einen Newcomer, wie in manchem Leserbrief zu lesen stand? Nein! Denn erstens verkaufte sich eben jener ME sehr gut, zweitens begeisterte Petty mit den Heartbreakers kurz darauf im „Rockpalast“ und drittens löst er jetzt mit seiner zweiten LP alle Versprechungen ein.
„You’re Gonna Get It“ – das steht für geradlinigen, energiegeladenen Rock von geradezu „klassischem“ Zuschnitt; diese Platte, das spürt man schon bei der ersten Berührung, wird in den nächsten fünfzig Jahren durch die Rocklexika geistern als ein Meilenstein für den Sound der späten siebziger Jahre.
Die Heartbreakers haben schon ein merkwürdiges Kunststück vollbracht: Während Bands wie Devo, Ultravox, Television oder die Pistols ziemlich radikal mit den meisten bislang tonangebenden Rockstilen brachen, steht Pettys Band mit einem Bein in der New Wave und mit dem anderen im wohlbekannten traditionellen Rock. Diese gewagte Mixtur klingt alles andere als verklemmt; die Kreativität und die unverbrauchte Spieltreude der Heartbreakers transformiert all die Spannungen, die an den Reibungsflächen zwangsläufig entstehen, in positive Energie. Und so kommen alle auf ihre Kosten: jene, die die Aufrichtigkeit und neuen Impulse der New Wave lieben, andere, die um das goldene Zeitalter des Rock mit den trockenen Gitarrenriffs der Who und dem näselnden Sprechgesang eines Bob Dylan trauern, vor allem aber solche Rockmenschen, die dem scheppernden Gitarrensound der Byrds nachhängen. Ein gottverdammter Herzensbrecher, dieser Petty!