Townes Van Zandt :: Documentary

„There´s no prettier sight than looking back on a town you left behind“, sang Townesvan Zandt, way back then. „I’ll Be Here In The Morning“ brachte den Traum/das Trauma des Anfang Januar verstorbenen texanischen Troubadours auf den Punkt. Kein Wunder, daß auf DOCUMENTARY, der zweiten posthumen Veröffentlichung nach HIGHWAY KIND, eine Neufassung – im Duett mit der famosen Barb Donovan – nicht fehlen darf. Ansonsten hat’s hier Versionen -just the man and his guitar – neun weiterer Songs aus allen Phasen von Townes‘ Schaffen,“Waitin‘ Round To Die“ und „Marie“, „If I Needed You“ und – unvermeidlich – „Pancho & Lefty“. Die Frage, wer angesichts einer Flut neuer und neu aufpolierter Alben die x-te Version solcher Klassiker braucht, stellt sich durchaus. Aber DOCUMENTARY ist anders. Nur die Hälfte der Spielzeit von 76 Minuten gehört der Musik, der Rest den Erinnerungen von Mr. van Zandt, wie er sie vor Jahren dem Radio-DJ Larry Monroe erzählt hat. Zu jedem Song eine Geschichte: stille Melancholie, lakonischer Humor. Wenn Townes etwa vor „The Hole“ bekennt, „I never got along with life very well“, denkt er gleich darauf an einen Freund, der ihm riet, den Song „Green-Eyed Lady Of The Lowlands“ zu nennen. Eine feine Sache, erlaubt sei dennoch die Anmerkung: Dem Lebenswerk des letzten amerikanischen Hobos würde eine sorgfältig kompilierte, sachkundig kommentierte CD-Box eher gerecht. Vielleicht sogar mit Songs, die er unmittelbar vor seinem Tod unter der Ägide von Steve Shelley (Sonic Youth) aufnahm („Sanatorium Blues“). Das wäre ein würdiger Abschied von einem einzigartigen Künstler. Bis dahin sagen wir mit den Cowboy Junkies: „Townes is in the back lounge cursing at them bones.“ Still looking for you, man.