Tuck & Patti – I remember you

Tuck Andress‘ lockiges Haar ist mittlerweile stark ergraut. Seine Gitarrenhände zaubern aber immer noch 1001 Klangfarben hervor. Und wie er Effekte in seinen mehrstimmigen Part einstreut, ist weiterhin verblüffend. Dafür brauchten andere Gitarristen einen elften Finger. Tuck schüttelt das alles mit einer aufreizenden Coolness aus dem Ärmel, dass sich seine Gattin Patti Cathcart bei ihm wie in Abrahams Schoß fühlen darf. Wenn sie mit ihrem Allround-Organ von balladesksanft bis Funk, von soulig-tief bis R’n’B loslegt. Dass das gemeinsame Herz aber für den Jazz schlägt, hat man seit dem Debüt TEARS of joy (1988) schon immer geahnt. Ob es bislang falsche Bescheidenheit oder nur das Warten auf den richtigen Zeitpunkt gewesen ist, weshalb Tuck&Patti sich erst jetzt an die Klassiker des American Songbooks herangewagt haben-das sind nur zweitrangige Gedankenspielchen. Angesichts des rundum erstklassigen Resultats dieser Hommage nicht nur an die Duke Ellington und George Gershwins. „I Remember You“ ist gleichzeitig als Knicks vor den Vorbildern Ella Fitzgerald und Joe Pass gemeint. Solche Messlatten sind zwar leicht gelegt, doch Tuck & Patti haben sie aus dem Stand übersprungen, dass selbst die hochgepushten Jazz-Ladies a la Diana Krall ab sofort vor Ehrfurcht erstarren sollten. Indem von Johnny Mercers stammenden Titeltrack schwingt sich Patti entspannt und glockenrein in die höchsten Höhen hoch. In Ellingtons „In A Sentimental Mood“ kostet sie jeden Moment aus, um danach den „Old Devil Moon“ swingend und scattend zu umflirten. Hätte Patti alle zehn Ohrwürmer solo eingesungen, wäre das schon eine Ohrenweide gewesen. Mit Tuck aber, der sie mit seinem virtuosen Spiel auf Händen trägt, wird das komplettiert, was man als pures Jazz-Glück bezeichnet.

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