Two Gallants – What The Toll Tells

Warum Two Gallants ausgerechnet eine Platte auf dem Saddle-Creek-Label veröffentlichen, kann man zwar nur ahnen, aber eine Lesart ist doch die: Der junge Conor Oberst (Bright Eyes) hat den noch jüngeren Adam Stephens gehört und sich augenblicklich verliebt. Two Gallants sind Adam Stephens (voc, g) und Tyson Vogel (dr), zwei Sandkastenfreunde, die seit dem 11. Lebensjahr Musik machen und seit 2002 unter eigenem Logo Platten veröffentlichen (und der Bandname ist einer Story von James Joyce entnommen). Doch diese Geschichten hier spielen im gelobten Land der Popmusik: Country und Folk sind der Acker, auf dem Two-Gallants-Songs angebaut werden, und wenn eine Mundharmonika im Studio dazukommt, werden einige gleich wieder Dylan schreien. Die Trumpfkarte der San-Francisco-Two heißt Übersetzung, sie haben die archaischen und ländlichen Spielformen der amerikanischen Folklore in einen trockenen Punk-Kontext befördert. Und dann Stephens‘ Stimme: Darin kann man das Näseln und Beißen, das Jaulen und laute Lachen der verletzten Seele hören, die es zu zerreißen scheint. Vogels Drums geben den Songs alles andere als Beat, diese Songs müssen holpern, sie straucheln, richten sich auf und drohen dem flüchtigen Hörer eine Tracht Prügel an. What The Toll Tells ist eine Folk-und-Drang-Platte. die raus will aus den gammeligen Backdoor-Schuppen der Americana, hysterisch, brutal, stellenweise verworren. Jetzt muß mal über große Musik gesprochen werden. Große Musik war immer diesen einen Hickser oder Hüftschwung lang irritierend, bevor sie sich in unseren Köpfen und Beinen breit machte. Mit Two Gallants sollte so etwas auf die Schnelle passieren. Es gibt einige Stellen auf dieser Platte, die sind besser als alles, was Bright Eyes in den letzten zwei Spielzeiten geboten haben. Erstmal „Long Summer Day“ und „Las Cruces Jail“ hören!

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