Udo Lindenberg – Bunte Republik Deutschland

Was’n los, Udo? Daß du des öfteren den Säufer-Blues hast, ist hinlänglich bekannt. Daß aber die große Traurigkeit an dir zu nagen scheint, ist nun wirklich was Neues. Oder sind deine neuen Tränengesänge etwa nur Mache? Schließlich verkaufen sich solche Soft-Macho-Nummern ganz gut. Also Depressions-Rock, auf daß der Rubel rolle?

Jedenfalls lebt die BUNTE REPUBLIK DEUTSCHLAND in erster Linie von Grautönen. Du bist „irgendwie traurig“, wenn du nicht „die geile Meile“ Reeperbahn unsicher machen kannst, bist ausgerechnet in ein Russen-Mädel „verknallt bis über beide Ohr’n“, erlebst mit einer 16jährigen einen „kurzen Rausch, ein kleines Glück, dann kam die Einsamkeit zurück“ und stehst „im Regen, Tränen im Gesicht“. Also wirklich, Udo, das is‘ schon ziemlich dicke. Gut nur, daß du deinen Drüsen-Rock musikalisch stark umgesetzt hast.

Gut auch, daß du’s zwischendurch heavy-mäßig krachen läßt – garniert natürlich mit Lindenbergscher Lyrik („in der bodenlosen Lederhose hingen seine Hoden lose“). A bisserl Sozio-Pop („Vom Opfer zum Täter“), eine Persiflage auf den Mode-Terror („Gelee“) und eine Öko-Rock-Version des Kinder-Klassikers .Weißt du, wieviel Sternlein stehen“ machen dieses Album dann doch noch zu einer runden Sache. Trotz Tränen.