Udo Lindenberg & Das Panikorchester – Keule
Udo Lindenbergs miserables Abschneiden in der Juni-Kritikerliste wird seinen Fans unter den ME-Lesern wieder einmal ihr Vorurteil bestätigen: „Die servieren Udo doch nur ab, weil er so tierisch Erfolg hat. Als Kritiker steht man halt nur auf Sachen, die gerade in sind oder die keiner kennt.“ Dem ist nicht so! Ich persönlich bin mir außerdem ganz sicher, daß Udo L. sein Bestes gibt – daß er niemanden nur des Geldes wegen – im Lindenberg-Jargon gesprochen – link abziehen will. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß KEULE schlecht ist. Sehr schlecht sogar. Und dafür gibt es Gründe.
Die Musik: Die Hälfte der Songs sind Headbanger-Heavy-Metal-Stükke der Marke „Nur Hart“. Keiner von ihnen hat soviel Substanz, daß er auch nach mehrmaligem Hören im Ohr kleben bleibt. „Sie liebten sich gigantisch“ und „Astronaut“ sind sirup-süße Balladen jenseits der Schmalzgrenze. Der Rest klingt neudeutsch: ein wenig Ideal, ein wenig Kraftwerk, ein wenig DAF, ein wenig Hinzundkunz – sehr wenig bis gar keine eigenen guten Ideen.
Die Texte: Udo L. wurde im Sternzeichen des Stiers geboren, und Madame Teissier bemerkte in der jüngsten Astro-Show, daß der Stier einen primär bodenständigen, lustbetonten, materialistischen Charakter hat und für das Erkennen philosophischer und politischer Zusammenhänge nicht besonders gut geeignet ist. Im Fall Udo L. hat die ansonsten „nur schöne“ Madame recht. Besonders seit dem Zeitpunkt, von dem an Udo dem Trugschluß erlag, an ihm sei ein guter Kanzler verloren gegangen, ergeht er sich in immer schlimmer werdenden Banalitäten und peinlichen Selbstüberschätzungen. Textprobe: („Gesetz“) „Ich, ich bin die Saat, die endlich aufgeht, ich bin der Aufstand, der jetzt aufsteht und der jetzt losgeht! Ich leb‘ nach eigenen Gesetzen, zu eurem Schrecken und Entsetzen, ich bin ich“.
Udo hat sogar Rezepte parat, wie wir der drohenden Apokalypse entgehen können. („Urmensch“) „… doch heute kann ’n Atomkrieg losgehen, dann sind wir aber echt gelickt, da bin ich lieber wieder Urmensch, ich bin Tarzan, du bist Jane. „Und ich bin platt, ob der vielen Plattheiten.
„Bei und in Spananien“ soll eine Persiflage auf die militante Sprache im Fußball sein. Ist es aber nicht, weil ihr der dafür notwendige Scharfsinn und Witz abgeht. Der einzig gemäßigt witzige Spruch lautet: „Ich saufe lieber Sekt und bumse rum, statt Tee zu trinken und abzuwarten.“ -Der ist jedoch schon so angestaubt, daß ich mich schon gar nicht mehr erinnern kann, wann ich ihn das letzte Mal gehört habe.
Das Cover: Es paßt zur Platte.
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