Ultravox – Vienna

Welch elegantes Coverdesign! Aber wir reden hier von Musik. Da bin ich offengestanden hin- und hergerissen. Angenommen, die Band hieße nicht Ultravox. Ich würde sie als hochkarätiges Popensemble empfehlen, das es hervorragend versteht, mit intelligenten, aber eingängigen Songs umzugehen. Ich hätte viele ihrer Songs vermutlich als außergewöhnliche Unterhaltungsmusik gewertet, die sich durch gekonnte Extravaganzen wohltuend von der gesichtslosen Masse abhebt. Die vielseitigen, aber ziemlich angepaßten elecfronics schließlich, hätte ich wohl auch als modisches Beiwerk akzeptiert, das einer Band mit rein kommerziellen Charakter ganz gut zu Gesicht steht.

Aber leider ist Ultravox nicht irgendein Name. John Foxx ist weg, um seine eigenen Ideen von der machine music zu verwirklichen. Billy Currie (Synthesizer, Piano, Geige, Viola), Chriss Cross (Baß, Synthesizer, Gesang), Warren Cann (Drums, elektr. Percussion, Gesang) und Midge Ure, einer der besten Sänger der neuen englischen Pop/Rockmusik (spielt auch Synthie) können doch nicht einfach… oder doch? Gut, das Konzept mit dem SciFi-Horror mag sich irgendwann totlaufen, ich kann ebenso verstehen, daß man jetzt auch gerne ein paar Platten mehr verkaufen will. Trotzdem hat sich die Band, wie ich finde, unter Niveau verkauft. Gegen ein positiveres Konzept ist nichts einzuwenden, auch nicht gegen Songs mit Wiedererkennungswert, wenn sie wie z. B. „Private Eyes“, „Sleep walk“ oder „Passing Strangers“ einen straffen Kern besitzten. Für einen Mann wie Billy Currie ist es nur negativ, wenn er sein Niveau auf elektronische Banalitäten herabschraubt.

Der Sprung von der intellektuellen Kühle des früheren Ultravox-Sounds hin zur allzu deutlichen Anbiederung an den Massengeschmack muß irritieren. Mit diesen Intervallen funkt sich die Band selbst in ihre besten Stücken hinein. Eine konsequente Verquickung ihrer Ideen findet sich in dem Stück „Vienna“, einer anspruchsvollen Ballade, die elektronische Percussion, Violine, Piano und Stimme zu einer getragen, aber nicht pathetischen Mischung verarbeitet. Warten wir auf die nächste LP.