Diese LP habe ich eigentlich nur deshalb zur Besprechung ausgesucht, weil sie einen ganz guten Überblick der speziell englischen ’scene‘ gibt. Ausser dem. mehr gegen seinen Willen zum Superstar gekürten Rory Gallagher, finden sich auf dieser Produktion hauptsächlich die ‚Schwerarbeiter‘ unter den britischen Rockstars. Also solche Gruppen die standig auf Achse sind, weil sie Geld brauchen. Dazu gehören bekannterweise die ‚Faces‘, die bettelarm waren, bis Rod Stewart zu ihnen stieß. Ihr Tm losing you‘ allerdings läßt mich darüber nachdenken, welchen Wert Live-Aufnahmen für denjenigen haben, der nicht dabei war: Kennie Jones Schlagzeugsolo kann man wohl nur dann stark finden, wenn man den Mann an der Schießbude arbeiten gesehen hat.

Zu den hierzulande eher unterbewerteten Gruppen gehören noch immer ‚Greenslade‘, deren ‚Feathered Friends‘ für mich die schönste Aufnahme dieses Albums ist. Unglaublich übrigens, wie wirkungsvoll und technisch perfekt beim ‚Reading Festival 1973‘ Streicher zum Einsatz kamen: sowohl bei ‚Greenslade‘ als auch bei Lesley Duncan’s ‚Earthmother‘ vergißt man fast, daß auf der Hülle ‚recorded live‘ steht. Ganz anders ist das bei den Rocknummern von ‚Status Quo‘, ‚Strider‘ oder dem schon erwähnten Rory Gallagher. Das breite Spektrum dieser LP wird schlußendlich noch durch zwei Aufnahmen des Folk-Rock-Meister Tim Hardin (‚Hang on to a dream‘, Person to person) bereichert. ‚Reading Festival 1973‘ bietet also für jeden etwas.