Von Spar

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Kein Gedanke an Punk: Die Kölner gehen 40 Minuten lang auf Kollektivimprovisation (oder wie hat man das bei Grateful Dead genannt?)

Die Sache mit dem Vor-den-Kopf-Stoßen und Die-Erwartungen-ins-Leere-Laufen-Lassen ist beinahe so alt wie die Popmusik. Sie wurde spätestens in den spaten 6oer-Jahren erfunden, als in der Erweiterung der Klang-und Wahrnehmungssphären und der ruchlosen Verlängerung von Songs ein Cegenmodell zum Hit der Beat-Ära entwickeltwurde. Dassgeradedie Disco-Punk-Bande Von Spar nun Crateful Dead links überholt, haben wir natürlich nicht erwartet. Das macht die zweite Platte der Kölner aber weder zu einem besseren noch zu einem schlechteren Tonträger. Eigentlich wollte Sänger Thomas Mahmoud schon mit seiner anderen Band. The Oliver Twist, ein richtiges Konzeptalbum machen, „alle Refrains rausschmeißen und dann 45 Minuten an einem Stück“-Der Rest der Twists soll sich dagegen ausgesprochen haben, aberda gab und gibt es ja noch Von Spar. Zwei Songs enthält das kollektiv improvisierte neue Werk Von Spars, zusammen knapp 40 Minutenlang, es sind ausladende Soundreisen und Noise-Expeditionen, die mehrden Idealen des Progressive Rock und der Minimal Music als irgendeinem Gedanken an Punk geschuldet sind. Es gibt tolle „Stellen“ hier, etwa die letzten sieben Minuten von „Xaxapoya“, wenn dieStimmevon Mahmoud ausdem Kontext der Krautrock-Tribalista bricht, hysterisch, gequetscht und von wagnerianischen Chören flankiert, und der Beat Fahrt aufnimmt. Das darf dann an die uneingeschränkte Freiheit der privaten initiative (2004) erinnern, als die Band mit dem Mut des ersten Males auf dem nationalen Parkett triumphierte. Das Langformat birgt bekannte Risiken, auf den Entwicklungsstrecken zu den Höhepunkten und Umbrüchen fransen die Tracks aus und laufen-synchron mit den Erwartungen -ab und an ins Leere. Krautrock machen jetzt ja viele, Von Spar muss man eine ziemliche Gründlichkeit dabei attestieren.

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