Wallenstein – No More Love

Wallenstein gehört nicht zu den deutschen Rockgruppen, die mir drei oder gar vier Sterne entlocken können. „No More Love“ ist allerdings auch eine kontroverse Scheibe: Sie wirkt gleichermaßen kompakt und professionell wie zurückhaltend, vorsichtig und irgendwie leer, gleichermaßen ausgereift und schüchtern. Obwohl es eine Klavier-Platte ist – alle Songs stammen von Chef Dolase – dominiert eindeutig die Gitarre. Oft kommt es mir so vor, als hinge das musikalische Gerüst nur an einem Faden – wenn man kräftig bläst, fällt das Kartenhaus zusammen.

Während Dollase fast ausschließlich auf einem (viel zu dünn klingenden ) Klavier (viel zu wenig) spielt, protzt der Gitarrist zwar mit gutem Sound aber ziemlich langweiligen, teils naiven Klischeeriffs, die keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Dagegen wirkt die Rhythmusgruppe vergleichsweise kompakt und sicher. Der Gesang kommt zuweilen recht einfallsreich daher („I Can’t Loose“, „Eagles Wing“), wirkt häufig aber auch zu dick aufgetragen; die obligatorischen deutschen Zerstörer-Breaks schließlich haben es irgendwie geschafft, sich in jedes Stück der Platte einzuschmuggeln. Genauso typisch deutsch sind für mich die immer wieder gleichen Einleitungen: dünnes Sologeklimper, Soundspielereien und dann die trägen, traurigen Schwerakkorde, die das ganze nur am Losgehn hindern.

Wallensteins Stilspektrum reicht inzwischen von Deep Purple („Backstreet Dreamer“) bis zu weichen, märchenhaften Songs wie „Seventy-Seven“. Der Titelsong „No More Love“, ist eigentlich das Wallenstein-Stück überhaupt, mit allen Vor- und Nachteilen und einem schönen Synthi-Solo; „Jo Jo“ endlich entpuppt sich als flotter Rocker mit starkem Schluß. Aber es gibt noch zu viele Löcher im Gewand und nicht alle davon konnten Wallenstein mit einem fetten Mellotron zukleistern. Aber wie gesagt: manchmal sieht die LP auch wie eine routinierte, ausgewogene, runde Sache aus, die im Ausland womöglich erfolgreicher werden dürfte als im von Jane und Eloy regierten Deutschland.