Weltmusik
Diverse – Future World Funk Presents Desi Nation (Earthworks/Stern’s/Zomba)
All Samples cleared? Ausgerechnet die interessantesten Tracks wurden von diesem Bhangro-Sampler eliminiert.
Global und progressiv sollte ihr Set sein – also riefen zwei Londoner DJs unter dem Titel „Future World Funk“ eine Clubnacht ins Leben. Mit großem Erfolg. Seit 1999 exportierten Cliffy & Russ ihren grenzenlosen World-Mix bis nach Toronto und Moskau. Die drei Volumina ihrer Compilation-Serie brachten es auf 50.000 verkaufte Exemplare. Während bislang stilistische Vielfalt zu Gebote stand, widmet sich Desi Nation dem Furore machenden Mix aus indischen Sounds, Reggae und HipHop. Neben einem der ersten Hits von Panjabi MC präsentiert das Duo mit Achanak, Panjabi Hit Squad oder Kuldeep Manak fraglos eine hervorragende Auswahl des Asian Underground. Leider wurden die interessantesten Tracks wieder von der Scheibe gekickt. Im Set gespielte Kracher von Panjabi MC oder HS fehlen auf CD wegen der darin verwendeten Passagen von Missy Elliot, Britney Spears oder Eminem. Schade. 3
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Diverse – Futuro Flamenco Vol. 2 (Outcaste/PIAS/Zomba)
Der Sound aus den Bodegas von Sevilla erobert die Clubs von London, Paris und Berlin.
Der Flamenco macht Furore – wenn auch nicht in seiner traditionellen Form. In Notting Hill schmückt sich eine Clubnacht mit dem Titel „Futuro Flamenco“. Und so nimmt es wenig Wunder, dass diese kenntnisreich zusammengestellte Compilation nicht auf der Iberischen Halbinsel, sondern an der Themse ausgeheckt wurde. In 16 meist essenziellen Tracks vereint DJ Martin Morales auf der zweiten Edition vergleichsweise traditionelle Gipsy-Tunes wie Perets Rumba-Version von Charles Aznavours „La Mama“ mit progressiven Latin-House-Tracks wie „Vazilando“ von Oreja oder dem chillenden „Esperanza“ von U.F.O. Barcelonas famose Rumba-Rapper Ojos de Brujo sind ebenso vertreten wie der herzzerreißende Manzanita-Klassiker „Gitana“ in der Adaption des New Yorker Salseros Willie Colon. Ungeachtet seiner modernen Ausrichtung präsentiert Futuro Flamenco Vol. 2 auch veritable Klassiker, wie etwa Los Amayas 33 Jahre alte Adaption von Ennio Morricones „The Good, The Bad & The Ugly“. Hoffentlich findet auch die erste Ausgabe dieser Reihe noch den Weg in deutsche Läden. 4,5:
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Tiken Jah Fakoly – Francafrique (Barclay/UMIS/Universal)
Schonungslos prangert Afrikas neuer Reggaeheld Tiken Jah Fakoly die Missstände in seiner Heimat an.
„Frankreichs Afrika-Politik ist reiner Raubmord.“ Tiken Jah Fakoly nimmt kein Blatt vor den Mund. Wie Alpha Blondy an der Elfenbeinküste geboren, tritt der 35-jährige Moussa Doumbia unter seinem Künstlernamen geradewegs in die Fußstapfen der heiligen jamaikanischen Dreifaltigkeit Bob Marley, Peter Tosh und Burning Spear. Im Titelsong werden die westlichen Mächte angeprangert, die Afrika mit Waffen überschwemmen. „Y’En A Marre“ rechnet mit Despoten ab, die sich an den Bodenschätzen bereichern, während die eigene Bevölkerung verhungert. Neben Gästen wie Dancehall-Urgestein U-Roy und Anthony B. am Mikrofon sorgt das renommierte Dancehall-Duo Sly Dunbar und Robbie Shakespeare für den perfekten Groove. Nur afrikanische Elemente findet man eher selten, etwa im Song „Nazara“. Dennoch begeistert Tiken Jah mit seinem kraftvollen Roots-Reggae. Sein Debüt Mangercratie von 1999 machte ihn in seiner Heimat zum Star. Für sein neues Werk wurde er mit dem „Victoire De La Músique“ geehrt – völlig zu Recht. 5
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The Klezmatics – Rise Up! (Shteyt Oyf!) (Piranha/EFA)
Ein gelungener Spagat zwischen Shtetl und Global Village.
Kulturelle oder sprachliche Grenzen hatte es für die in ganz Europa verstreut lebenden Juden nie gegeben. Und so hebt sich das Sextett um Frank London von zahlreichen Klezmer-Revival-Bands ab, die sich mit Nachspiel-Eifer lediglich als Hüter einer Tradition empfehlen, wie sie vor dem Holocaust bestand. Ob Salsa, New Orleans Jazz oder asiatische Klänge – im Kosmos der 1986 in New York gegründeten Gruppe gibt es kaum eine Strömung, die sich nicht mit Klezmer fusionieren lässt. Songs wie „Loshn-Koydesh“ dürften zwar auch konservative Hörer entzücken, dennoch verzichten die Klezmatics auf ihrem ersten Album seit sechs Jahren bewusst auf wohlfeile Romantik aus der heilen Shtetl-Welt. Stattdessen werden aktuelle Ereignisse thematisiert. So richtet sich das nach dem 11. September 2001 entstandene, gospelartige „I Ain’t Afraid“ gegen religiöse Fanatiker jeder Couleur. Den Balanceakt zwischen Tradition und Modernisierung meistert die beste und fortschrittlichste Klezmerband der Welt hier mit lässiger Bravour. 4,5
>>> www.klezmatics.com
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